Was machen wir, wenn Gott unsere Gebete nicht erhört?
Sind wir dann sauer auf Gott? Enttäuscht?
Wenden wir uns von Ihm ab?
Glauben wir, dass Er machtlos, lieblos ist oder vielleicht gar nicht existiert?
Warum erhört Gott unsere Gebete oft nicht, selbst wenn sie eigentlich Seinem Willen entsprechen müssten?

Augustinus nennt hierzu drei Gründe (folgender Text zitiert aus “Die Sehnsucht betet immer – Augustinus Lehre über das Gebet” von Tarsicius J. van Bavel, S. 129ff):

1) um uns von unserem Stolz zu heilen

2) um unsere Geduld und Liebe zu prüfen

3) um für die Sünden zu büßen

(…) Augustinus Antwort auf das Leiden ist, dass wir dessen Sinn nicht ergründen können und im Glauben auf Gottes Einsicht vertrauen müssen. Selbst Augustinus hat einmal im Gebet für einen kranken Freund in Karthago ausgerufen: “Herr, wenn du dieses Gebet der Deinen nicht erhörst, was erhörst du dann überhaupt?” Er kennt die Verzweiflung der Menschen, die ausrufen: Gott ändert doch nichts daran! Warum noch beten? Warum leben schlechte Menschen im Überfluss, während die guten Hunger leiden?

(…) Augustinus antwortet, dass der Reichtum der Reichen wohl einst Armut bedeuten könnte. Der wahre Reichtum besteht in geistlichen Gütern.

(…) Das Gott uns nicht erhört, bedeutet keineswegs, dass er uns verlassen hat. Gott handelt wie ein Arzt, der ein Pflaster oder einen Verband anlegt. Es ist lästig, aber es ist notwendig für die Heilung.

(…) Viele rufen in ihren Prüfungen zu Gott und werden nicht erhört; ihr Gebet bleibt unerhört zu ihrem Heil. Gott weiß, was er tut. Prüfungen sind wie ein Feuer, um Gold zu läutern.

(…) wie er Jesus am Kreuz nicht verließ, so verlässt er auch seine Heiligen nicht.

(…) Einige wenden ein: Wenn Gott keine zeitlichen Güter gibt, dann kann man sich besser von ihm abwenden und eher einen Gott verehren, der gewiss gibt. Darum warnt Augustinus seine Mitchristen: “Du sagst; Mit wie viel Nachdruck und wie oft habe ich Gott um etwas gebeten und ich wurde nicht erhört!” Darauf antwortet Augustinus mit der Frage: “Wenn Gott es nicht gibt, bedeutet er dir dann nichts mehr? Und er lässt Gott sagen: “Wenn ich dich verschone, bin ich dein Gott; aber wenn ich dich züchtige, bin ich dein Gott nicht mehr!” In diesem Zusammenhang verweist Augustinus wiederholt auf das Beispiel von Ijob. Er blieb Gott treu in guten wie in schlechten Zeiten.

(…) Wir müssen es also Gottes Weisheit überlassen, was er uns geben und wann er es uns geben will.

(…) Manche Menschen verstehen das Bittgebet als eine Art Rechtsverhältnis: “Ich gebe Gott etwas; ich muss dafür etwas zurückbekommen.”

(…) Gott hat uns ganz bestimmt eine Belohnung in Aussicht gestellt, aber das bedeutet nicht, dass er uns all das, was wir haben wollen, geben wird. Als Vater weiß er, was für uns gut ist. Gott will sich selbst geben. Aber aus Liebe zögert er unser Heil hinaus, mit Gründen und nicht aus Hilflosigkeit. Nicht weil er uns in diesem Augenblick nicht helfen könnte, sondern um eine möglichst große Anzahl von Menschen an sich zu ziehen.