Ein Schulkamerad unseres 6-jährigen Sohnes Lennart fragte letztens seine Religionslehrerin: “Bist Du in Jesus verknallt?”. Sie antwortete darauf “Ja, ich habe Jesus schon sehr lieb.” Damit wäre eigentlich alles gesagt. Darum geht es im christlichen Glauben! In Jesus verliebt zu sein! Nicht umsonst lautet das erste Gebot, Gott zu lieben mit all unserer Kraft (vgl. Mk 12,30).

Doch was machen wir oft aus dem christlichen Glauben? Entweder eine simple Religion der Moral mit einem ganzen Katalog an Vorschriften oder eine bequeme Alltagshilfe, damit “das Leben besser gelingt”. Beides ist sehr einseitig und führt am Ziel vorbei. Unser Leben hat aber den Sinn, Gott kennen und lieben zu lernen. Und natürlich gilt, dass wer Gott wirklich liebt auch Seine Gebote (immer mehr) halten möchte. Oder was macht es für einen Sinn, in den Himmel zu wollen, um die Ewigkeit mit einem Gott zu verbringen, den man weder kennt noch Sehnsucht nach Ihm hat?

Leider wird diese einfache Grundwahrheit des christlichen Glaubens kaum noch in dieser schlichten Einfachheit gelehrt. Wir beschäftigen uns mit allem Möglichen, aber nicht damit, Gott immer mehr zu lieben. Und wie in jeder Partnerschaft auf Dauer muss die Liebe gepflegt werden. Das wird auch in vielen Ehen offenbar vergessen. Vieles geht kaputt, weil man sich nicht um echte, tiefe Liebe bemüht. Das kann auch mal anstrengend sein. Es lohnt sich aber!

Gott will geliebt werden. Nicht weil Er das nötig hätte, sondern weil WIR das nötig haben. Denn wir können nur wirklich tief und dauerhaft glücklich werden, wenn wir Gott lieben. Und ich denke nicht, dass wir uns in Gott verlieben können, wenn wir keine Zeit mit Ihm verbringen (wollen). Warum nicht mal ein Date mit Gott machen? Am Besten regelmäßig. Das muss nicht immer nur in der Kirche sein, auch wenn wir dort in der Messe die tiefste und innigste Begegnung haben können, die uns Gott bereits hier auf Erden ermöglicht, nämlich die Vereinigung mit Ihm in der Eucharistie (was die meisten Katholiken heute leider auch nicht mehr wissen).

Ich bin früher öfters an einen See gefahren und habe dort Zeit mit Gott verbracht. Ich habe mit Gott einen leckeren Cappuccino getrunken und dabei die Heilige Schrift studiert. Oder ich habe zu Gott gebetet bei einem Spaziergang am Ufer. Das waren schöne Zeiten, auch wenn ich nicht immer Gottes Stimme so vernommen habe wie ich mir das gewünscht habe.

Man kann Gott auch (Liebes-)Briefe schreiben und Ihm darin erzählen wie es einem geht, worüber man sich freut, wofür man dankbar ist oder was man sich erhofft (oder welche Wunder und Gebetserhörungen man schon erlebt hat). Wir sind in unserer Beziehung zu Gott leider viel zu oft wenig kreativ. Jesus sagte ja nicht, dass wir Gott einfach nur nett finden sollen wie einen guten Freund (dazu wird Er ja oft genug degradiert), sondern dass wir Ihn ganz tief und innig lieben sollen, mit allem, was wir haben. Mit all unseren Talenten. Mit Musik, mit Gesang, mit Kunst und vor allem auch mit Barmherzigkeit unseren Mitmenschen gegenüber. Das kostet oft weniger als man denkt. Ein gutes Wort ist häufig mehr als sich viele Menschen überhaupt erhoffen.

Warum sind wir nur so oft so gleichgültig unserem besten Freund gegenüber? Dem einzigen Freund, der vollkommen ist, der die reine Liebe ist, der uns besser versteht als wir uns selbst. Der uns so sehr liebt, dass Er alles für uns geben würde. Er, der uns aus tiefer Liebe Seinen einzigen und geliebten Sohn Jesus Christus geschenkt hat. Jesus Christus, der Sein Leben für uns geopfert hat, um für unsere Schuld zu bezahlen, damit wir in Ewigkeit mit Ihm in Seinem Reich sein können. Und dieses Geschenk ist so unermesslich wertvoll und wunderbar, dass wir es uns nicht auch nur annähernd vorstellen können. Diese Glückseligkeit in Gottes Herrlichkeit wird uns alles Leid dieser Welt vergessen lassen. Bis dahin bleibt uns aber noch etwas Arbeit. Nämlich an der Beziehung zu Gott zu arbeiten. Immer und immer wieder bis Jesus wieder kommt.