Der Hl. Augustinus (354 – 430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer drückt die Sehnsucht nach Gott als “Beten ohne Unterlass”  in seiner “Abhandlung über die Psalmen, Ps 38” sehr schön wie ich finde aus:

Der Psalmist sagt: „All mein Sehnen, Herr, liegt offen vor dir“ (Ps 38,10). Nicht etwa vor den Menschen, die ja nicht ins Herz schauen können. Wenn all dein Sehnen offen vor dem Vater liegt, wird er, „der auch das Verborgene sieht, es dir vergelten“ (Mt 6,6). Denn was du ersehnst, ist in dein Gebet gefasst; wenn die Sehnsucht weiter besteht, geht auch das Beten weiter. der Apostel Paulus hat nicht umsonst gesagt: „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17). Kann er das sagen, weil wir ohne Unterlass die Knie beugen, uns ihm zu Füßen werfen oder die Hände erheben? Wenn wir sagen, dass unser Beten so aussieht, so glaube ich nicht, dass wir es ohne Unterlass verrichten können.
Es gibt ein anderes Gebet, das innere Gebet, das ohne Unterlass gebetet werden kann: das Gebet der Sehnsucht. Womit auch immer du beschäftigt bist – wenn du nach der Sabbatruhe verlangst, hörst du nicht auf zu beten. Und wenn du nicht aufhören willst zu beten, so höre nicht auf, dich danach zu sehnen… Du verstummst nur dann, wenn du aufhörst zu lieben. Was sind das für Menschen, die verstummt sind? Es sind Menschen, denen das Wort gilt: „Weil die Missachtung von Gottes Gesetz überhand nimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten” (Mt 24,12). Wenn die Liebe erkaltet, schweigt das Herz; wo die Liebe am Brennen ist, schreit das Herz. Wenn die Liebe „niemals aufhört“ (1 Kor 13,8), verstummt dein Ruf nicht; wenn du unaufhörlich rufst, hast du unaufhörlich Sehnsucht; wenn du Sehnsucht hast, gilt dein Denken der Ruhe in Gott.
„All mein Sehnen, Herr, liegt offen vor dir…, und mein Seufzen ist dir nicht verborgen“… Wo Sehnsucht ist, da ist auch Seufzen; es gelangt nicht immer an die Ohren der Menschen; es erreicht aber immer das Ohr Gottes. (zitiert aus Evangelium Tag für Tag)