​Der Mönch Isaak der Syrer (7. Jh., Ninive bei Mossul im heutigen Irak) hat in seinen  “Geistliche Ansprachen” (1. Serie, Nr. 21) einen sehr schönen Text über das Gebet geschrieben:

Es ist bekannt, dass nur die Hilfe Gott rettet. Wenn ein Mensch merkt, dass alle Hilfe vergeblich ist, fängt er an, sehr viel zu beten. Und je mehr er betet, desto demütiger wird sein Herz, denn man kann unmöglich beten und etwas erbitten, ohne demütig zu sein: „ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen“ (Ps 50(51),19). Solange ein Herz noch hochmütig ist, ist es ihm unmöglich, der Zerstreuung zu entkommen. Die Demut dagegen sammelt das Herz. Wenn der Mensch dann demütig geworden ist, wird er sogleich von Mitleid umfangen und sein Herz verspürt sogleich die göttliche Hilfe. Er entdeckt, dass eine Kraft in ihm wächst, die Kraft des Vertrauens. Wenn der Mensch auf diese Weise die Hilfe Gottes erfährt, wenn er spürt, wie Gott gegenwärtig ist und ihm zur Hilfe eilt, wird sein Herz von Glauben erfüllt, und er erkennt, wie das Gebet zum Hort des Rettung wird, zur Quelle des Heils, zur Schatzkammer des Vertrauens, zum sicherem Hafen im Sturm, zum Licht all jener, die in der Finsternis sind, zur Stütze aller Schwachen, zum Schutz in Zeiten der Prüfung, zur Hilfe am Scheitelpunkt der Krankheit, zum bergenden Schild in der Schlacht, zum fliegenden Pfeil gegen den Feind. In einem Wort: Die Fülle alles Guten wird ihm durch das Gebet zuteil. Von nun an findet deswegen der Mensch seine ganze Wonne im Gebet des Vertrauens. Sein Herz leuchtet voller Vertrauen. (zitiert aus Evangelium Tag für Tag).