Dass Gott nicht einfach nur eine eindimensionale Person ist wie wir Menschen, sondern “dreifaltig”, bestehend aus Gott, dem Vater, Gott dem Sohn und Gott, dem Heiligen Geist ist schon schwer zu verstehen. Dass der Vater, den Sohn “gezeugt” (nicht geschaffen) kann man vielleicht noch nachvollziehen. Aber was ist dann der Hl. Geist, der uns Christen in der Taufe und vertiefend in der Firmung geschenkt wurde? Und wie wirkt sich der Hl. Geist aus? 

Über den Hl. Geist gibt es viele Missverständnisse und falsche Vorstellungen. So hat erst am letzten Sonntag ein Pfarrer in der Predigt behauptet, dass wir niemanden fragen müssten wie die Bibel zu verstehen sei. Denn wir hätten ja alle den Hl. Geist, den Geist der Wahrheit empfangen (Joh 14,15ff). Seltsam nur, dass die Realität uns etwas ganz anderes lehrt. Nämlich, dass wir eben nicht alle die Bibel wirklich verstehen und zudem teilweise völlig unterschiedliche Meinungen über die biblischen Aussagen haben.

Der Pfarrer wollte ganz offensichtlich mit seiner Behauptung begründen, warum man auch andere Meinungen über verschiedene christlichen Lehren haben dürfe und dass es okay oder sogar gut wäre, nach dem zu leben, was man in der Bibel als richtig erkannt hat.

Nur so wirkt der Hl. Geist eben nicht! Er bewirkt eben nicht in jedem einzelnen Christen die vollkommene Erkenntnis über alle christlichen Wahrheiten. Er wirkt in den Menschen sehr unterschiedlich, je nachdem wie sie beschaffen sind und wie es Gott beliebt.

Das beschreibt der Hl. Cyrill von Jerusalem (313-350), Bischof von Jerusalem und Kirchenlehrer sehr gut in seinem Vergleich des Hl. Geistes mit dem Wasser:

„Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer sprudelnden Quelle, die ewiges Leben schenkt“ (vgl. Joh 4,14). Das ist ein ganz neues Wasser, lebendig und sprudelnd, das für diejenigen hervorquillt, die seiner würdig sind. Warum aber wird die Gabe des Geistes „Wasser“ genannt? Weil das Wasser die Grundlage für alles ist; weil das Wasser die Vegetation und das Leben hervorbringt; weil das Wasser als Regen vom Himmel herabkommt; weil es in vielfacher Weise wirkt, obwohl es unter einer Gestalt herabfällt […] Es unterscheidet sich in der Palme und im Weinstock und wird allen alles. Es bietet sich nur ein einer Weise dar und ist sich selbst nicht entfremdet. Der Regen verändert sich nicht, wenn er hier oder dort fällt, sondern bringt an jedem Ort das hervor, was nötig ist, indem er sich den Wesen anpasst, die ihn empfangen. Der Heilige Geist handelt genau so. Ihm ist es eigen, eins, einfach und unteilbar zu sein, „er teilt einem jeden seine besondere Gabe zu, wie er will“ (vgl. 1 Kor 12,11). Wie das trockene Holz Knospen hervorbringt, wenn es ins Wasser gestellt wird, so bringt die Seele, die in der Sünde lebte, sich jedoch durch die Buße zum Empfang des Heiligen Geistes bereitet hat, auch Früchte der Gerechtigkeit hervor. Obwohl der Geist einfach ist, bleibt er es, der auf die Weisung Gottes und im Namen Christi mit zahlreichen Tugenden auszeichnet. Des einen Zunge stellt er in den Dienst der Weisheit, des anderen Seele erhellt er durch die Weissagung. Er gibt dem einen die Macht, Dämonen auszutreiben, einem anderen, die göttlichen Schriften auszulegen. Er stärkt die Keuschheit des einen, lehrt einen anderen die Kunst des Almosengebens, diesen jedoch das Fasten und die Askese, jenen aber, die körperlichen Bedürfnisse zu verachten. Den nächsten bereitet er vor auf das Blutzeugnis. Verschieden bei den verschiedenen Menschen, bleibt er sich doch gleich, wie geschrieben steht: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“ (1 Kor 12,7). (in Taufkatechese N° 16, zitiert aus Evangelium Tag für Tag)