Was bedeutet im christlichen Sinne Barmherzigkeit? Auch Schlechtes zu Gutem erklären wie das heute gern gemacht wird? Nein, es bedeutet Mitgefühl mit den Armen zu haben und mit ihnen zu teilen. Leider bin ich selbst darin kein besonders großes Vorbild, aber man kann ja jeden Tag neu damit anfangen 😉

Dazu noch einen tiefgründigen Kommentar vom Bischof und Kirchenlehrer Gregor von Nazianz:

Der Herr sagt: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit finden“ (Mt 5,7). Barmherzigkeit ist nicht die geringste unter den Seligkeiten. Und selig ist, wer Verständnis hat für den Dürftigen und Armen“ (Ps 40(41),1). Und „selig der Mann, der sich erbarmt und gibt“ (Ps 111(112),5). Und „den ganzen Tag erbarmt sich der Gerechte und leiht aus“ (Ps 36(37),26). Reißen wir den Segen an uns, lassen wir uns als verständig bezeichnen, seien wir milde! Selbst die Nacht soll dich nicht im Gutestun unterbrechen. Sage nicht: „Komme wieder, morgen werde ich dir geben!“ (Spr 3,28). Nichts trete zwischen den Vorsatz und die Ausführung der Wohltaten! Nur Barmherzigkeit duldet keinen Aufschub. „Brich dem Hungernden dein Brot, führe die armen Obdachlosen in dein Haus“ (Jes 58,7) und zwar mit Bereitwilligkeit! Denn es heißt: „Wer sich erbarmt, tue es mit Freude!“ (Röm 12,8). Durch die Bereitwilligkeit verdoppelt sich der Wert deiner Wohltat. Was mit Bitterkeit und gezwungen geschieht, entbehrt der Freundlichkeit und Gefälligkeit. Wohltaten sollen Freuden und nicht Tränen hervorrufen. […] „Am Morgen wird dein Licht hervorbrechen, und schnell wird deine Heilung kommen“ (Jes 58,8). Wer sollte sich nicht nach Licht und Heilung sehnen? […] Wenn ihr, Diener, Brüder und Erben Christi, nun auf mich hören wollt, dann wollen wir, solange es noch Zeit ist, Christus besuchen, Christus heilen, Christus ernähren, Christus bekleiden, Christus beherbergen, Christus ehren, aber nicht nur durch Bewirtung, wie es einige getan haben, und nicht gleich Maria mit Salben (Lk 7,37f.; Joh 12,3) und nicht bloß durch ein Grab wie Joseph von Arimathäa (Joh 19,38), auch nicht durch Geschenke für die Beerdigung gleich Nikodemus (Joh 19,39), der ein heiliger Christ war, auch nicht mit Gold, Weihrauch und Myrrhen, wie es vor den Genannten die Magier getan hatten. Da der Herr der Welt Barmherzigkeit will und nicht Opfer (Mt 9,13), und da Mitleid mehr Wert hat als Tausende von fetten Lämmern, so wollen wir ihm in den Notleidenden, die heute niedergestreckt sind, Barmherzigkeit zeigen, damit sie, wenn wir von hier scheiden müssen, uns in die ewigen Zelte aufnehmen in Christus, unserem Herrn, dem die Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen! (Über die Liebe zu den Armen, 14. Rede, 38.40 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1928), zitiert aus Evangelium Tag für Tag)