Demnächst ist wieder Pfingsten, wo wir das Herabkommen des Heiligen Geistes auf die (Ur-)Kirche feiern.

Wie ist es jedoch zu verstehen, dass der Hl. Geist sowohl in der Kirche im Gesamten als auch in jedem einzelnen Gläubigen wirkt?

Dazu schreibt Petrus Damiani (1007-1072), Einsiedler, dann Bischof und Kirchenlehrer Folgendes:

Obwohl die heilige Kirche bei der Vielzahl der Personen unterschiedlich ist, so ist sie doch durch das Feuer des Heiligen Geistes zu einer Einheit zusammengeschlossen. Wenn sie auch, physisch gesehen, auf mehrere Familien verteilt zu sein scheint, kann das Mysterium ihrer tiefen Einheit nichts an seiner Vollständigkeit verlieren: „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ sagt der hl. Paulus (vgl. Röm 5,5). Dieser Geist ist zweifelsfrei ungeteilt und zugleich vielfältig, ungeteilt im Wesen seiner Majestät und vielfältig in den Gaben und Charismen, die er der heiligen Kirche schenkt und mit seiner Gegenwart erfüllt. Und dieser Heilige Geist schenkt der Kirche sowohl das Einssein trotz ihrer Universalität, und gleichzeitig ist sie in jedem ihrer Glieder vollständig zugegen […] Wenn also diejenigen, die an Christus glauben, eins sind, so ist bei jedem einzelnen, wo immer er sich auch physisch befinden mag, der ganze Leib Christi durch das sakramentale Mysterium anwesend. Und alles, was für den ganzen Leib gilt, gilt auch für jedes seiner Glieder […] Wann immer sich mehrere Gläubige zusammenfinden, können sie daher sagen: „Neige dein Ohr, HERR, und gib mir Antwort, denn elend und arm bin ich! Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben!“ (Ps 86(85),1-2). Und wenn wir alleine sind, können wir sehr wohl singen: „Jubelt Gott zu, er ist unsere Stärke, jauchzt dem Gott Jakobs!“ (Ps 81(80),2). Es ist auch nicht unangebracht, wenn wir alle miteinander sprechen: „Ich will den HERRN allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund“ (Ps 34(33),2); ebenso wenig unangebracht ist es, wenn ich als Einzelner ausrufe: „Preist mit mir die Größe des HERRN, lasst uns gemeinsam seinen Namen erheben!“ (Ps 34(33),4); das gilt auch für sehr viele andere vergleichbare Worte. Das Alleinsein hindert niemanden, im Plural zu sprechen, und eine Schar Gläubiger kann sich sehr wohl im Singular ausdrücken. Die Macht des Heiligen Geistes, der jedem Gläubigen innewohnt und alle Gläubigen umfängt, bewirkt, dass hier eine Einsamkeit bevölkert ist und dass dort eine Menge ganz eins ist. (aus Opusculum 11 „Dominus vobiscum“, 6, zitiert von Evangelium Tag für Tag)