Irenäus von Lyon (ca. 135 – 202 n.Chr.):
(Bischof in Lugdunum in Gallien, heute Lyon/Frankreich)

“Richten wird er auch die, welche Spaltungen verursachen. Leer von Gottesliebe, schauen sie auf den eigenen Nutzen, aber nicht auf die Einsicht der Kirche, wegen kleiner und nichtiger Ursachen zerschneiden sie den großen und herrlichen Leib Christi in Stücke und möchten ihn, so viel an ihnen liegt, töten. Sie sagen Friede und machen Krieg, seihen die Mücken und verschlingen das Kamel [Mt 23,24 ]. Denn nimmermehr können sie irgend eine Besserung bewerkstelligen, die so groß ist wie der Schaden eines Schismas.

Richten wird er auch alle, die außerhalb der Wahrheit, d.h. außerhalb der Kirche, sind. Er selbst aber wird von niemand gerichtet werden. Denn alles ist bei ihm wohlbegründet: ein vollständiger Glaube an den einen allmächtigen Gott, aus dem alles ist; ein festes Vertrauen auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn, durch den alles ist, und an seine Fürsorge, durch die der Mensch zum Sohne Gottes wurde, und an den Geist Gottes, der die Erkenntnis der Wahrheit verleiht und die Fürsorge des Vaters und des Sohnes darlegt, kraft deren er nach dem Willen des Vaters dem Menschengeschlecht beistand.

Die wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebäude der Kirche für die ganze Welt. Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischöfe, denen die Apostel die gesamte Kirche übergeben haben. Hier sind die Schriften in treuer Überlieferung bewahrt; nichts ist hinzugetan, nichts ist fortgenommen. Hier werden sie unverfälscht verlesen und gesetzmäßig, sorgfältig, gefahrlos und gottesfürchtig erklärt. Hier ist vor allem das Geschenk der Liebe, das kostbarer ist als die Erkenntnis, ruhmvoller als die Prophetengabe, vortrefflicher als alle übrigen Charismen.”

(aus “Bibliothek der Kirchenväter”, Irenäus von Lyon: Gegen die Häresien, 4. Buch, 33.Kap.,7-8)


Cyprian von Karthago (ca. 200 – 285 n.Chr.):
(Bischof von Karthago in Nordafrika, heute Tunesien)

“Denn wenn es auch offensichtlich in der Kirche Unkraut gibt, so darf doch weder unser Glaube noch unsere Liebe derart Anstoß daran nehmen, dass wir selbst die Kirche verlassen, weil wir Unkraut in ihr bemerken. Wir haben vielmehr lediglich darauf hinzuarbeiten, dass wir Weizen [Vgl. Mt 13,25ff ] zu sein vermögen, damit wir die Frucht für unsere Mühe und Arbeit einheimsen, wenn einmal die Ernte in die Scheunen des Herrn geborgen werden soll.

Der Apostel sagt in seinem Briefe: ,,In einem großen Hause aber gibt es nicht nur goldene und silberne, sondern auch hölzerne und irdene Gefäße, und zwar sind einige zur Ehre, andere zur Unehre [2. Tim 2,20 ].”

Wollen wir uns Mühe geben und, soviel wir können, danach streben, dass wir ein goldenes oder silbernes Gefäß seien! Die irdenen Gefäße aber zu zerbrechen, ist nur dem Herrn erlaubt, dem auch die eiserne Rute gegeben ist. Der Knecht kann unmöglich größer sein als sein Herr; auch darf sich niemand etwas anmaßen, was der Vater nur seinem Sohne zugeteilt hat, und sich einbilden, zur Säuberung und Reinigung der Tenne selbst schon die Wurfschaufel führen oder durch sein menschliches Urteil alles Unkraut von dem Weizen scheiden zu können. Nur hochmütiger Starrsinn ist das und gottlose Anmaßung, die sich verworfener Wahnwitz herausnimmt.”

(aus “Bibliothek der Kirchenväter”, Cyprian: Brief an römische Bekenner, 54. Brief, 3. Kap.)