Gedanken und Projekte für eine erneuerte Kirche

Monat: Dezember 2009

Beliebte Irrtümer über die kath. Kirche (Teil 3)

Hier folgt nun die Fortsetzung meines Artikels „Beliebte Irrtümer über die kath. Kirche (Teil 2)“ (Zitate aus: „Die römisch-katholische Lehre im Lichte der Heiligen Schrift“ von K.L. Brooks).

Zu:

Der Katholizismus lehrt:
Die römische Kirche ist die Hüterin des göttlichen Wortes, und sie ist es, der man die Heilige Schrift zu verdanken hat.

Woher stammt die Bibel?

Die Schriften des Neuen Testamentes stammen aus der Zeit der Apostel und genossen schon in den damaligen Versammlungen höchstes Ansehen. (Der Katholizismus existierte nicht vor dem 6. Jahrhundert.) Der Vatikan kam in den Besitz eines der ältesten Manuskripte, jedoch gibt es noch viele andere alte wertvolle Handschriften.

Dem ersten Teil des Zitats kann ich voll und ganz zustimmen. Die Hl. Schrift setzt sich bekanntlich aus dem Alten und Neuen Testament zusammen. Das AT wurde von der damaligen Kirche von den Juden übernommen (auch wenn der christliche Kanon nicht genau dem jüdischen entspricht, siehe hierzu auch Teil 1 dieser Reihe bzw. den Eintrag “Canon of the Old Testament” in der Catholic Encyclopedia). Das NT ist ein Produkt der frühen Kirche und besteht aus einer Sammlung von Schriften der Apostel und ihrer Mitarbeiter (siehe “Canon of the New Testament” in der Catholic Encyclopedia). Beide Teile der Hl. Schrift wurden von der (kath.) Kirche zusammengestellt und über die folgenden Jahrhunderte bis heute aufbewahrt, kopiert und weitergegeben.

Damit sieht sich die kath. Kirche m.E. zu Recht als “Hüterin des göttlichen Wortes” (übrigens nicht nur des geschriebenen, sondern auch des mündlich weiter gegebenen), der “man die Heilige Schrift zu verdanken hat”. Erst nach Aufkommen des Buchdrucks im 15Jh. und der Reformation wurde die Bibel auch außerhalb der kath. Kirche in signifikanten Stückzahlen verbreitet. Luther bzw. den protestantischen Kirchen hat man es andererseits zu verdanken, dass das persönliche Lesen und Studieren der Bibel wieder mehr in den Vordergrund getreten ist und auch einige Missstände, die es früher in der kath. Kirche gab (wie z.B. der Missbrauch des Ablasses) abgestellt wurden.

Warum sich Protestanten und Katholiken oft nicht verstehen…

Nach der letzten teilweise recht hitzigen Diskussion über das katholische Dogma der “unbefleckte Empfängnis Marias” auf Storchs Blog (siehe den Artikel “Die unbefleckte Empfängnis Marias”) habe ich mich (mal wieder) gefragt, warum sich eigentlich Protestanten und Katholiken oft so schwer tun, theologische Dinge sachlich zu erörtern. Ich hatte zudem den Eindruck, dass die Bereitschaft, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen teilweise fehlte. Warum lassen wir uns nicht mehr auf den anderen und seine Sichtweise ein? Gibt es tatsächlich kaum etwas, was wir vom Anderen lernen könnten?

Ich glaube, dass das Problem nicht einfach nur an unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten liegt, sondern vor allem an Vorurteilen dem anderen Gegenüber und damit letztendlich am mangelnden gegenseitigen Vertrauen. Ich kann das meine ich so sagen, da ich beider Konfessionen mittlerweile recht gut kenne. Denn ich war 28 Jahre Katholik (aufgrund der Entscheidung meiner Eltern), dann 13 Jahre Protestant (aufgrund meiner eigenen Entscheidung) und seit April 2009 wieder Katholik (nach gründlicher Prüfung unter Berücksichtigung aller mir bekannten Gegenargumente aus protestantischer/freikirchlicher Sicht). Ich denke also, dass ich die Ansichten, Denkweisen und Argumente beider Seiten recht gut kenne.

Gute Argumente zu haben, ist in den zwischenkonfessionellen Diskussionen meist nicht das Problem. M.E. sind es eher “eingefleischte” Vorurteile und emotionsgetriebene Polemik. Sind wir Christen denn eigentlich nicht zur gegenseitiger Liebe aufgerufen (Joh 13,34ff)? Dieses Gebot scheint zwischen Protestanten und Katholiken häufig nicht mehr zu gelten bzw. wichtig genommen zu werden.

Warum ist es also oft so schwer, eine sachliche Diskussion über theologische Differenzen zu führen? Ich würde sagen in erster Linie, weil wir (sündige) Menschen sind! Und weil wir wie gesagt so viele Vorurteile dem anderen gegenüber haben. Diese Vorurteile haben natürlich meist einen wahren Kern bzw. sind aufgrund tatsächlicher Fehler und Fehlverhalten in der Vergangenheit entstanden. Die Frage ist nur, ob man jetzt die nächsten Jahrhunderte daran weiter festhalten muss bzw. ob sie immer noch “berechtigt” sind. Eine ganze Reihe von Vorurteilen sind m.E. sogar böswillig aus Gründen der konfessionellen Polemik durch Verdrehung und Verfälschung der Wahrheit verbreitet worden. Es ist schon erschreckend wie viel Unsinn teilweise über die Katholiken und auch Protestanten erzählt wird.

Werde ich durch das Beichten ein besserer Mensch?

So lautete die Frage in der “Barbara Karlich Show” vom 21.12.2009 im ORF zum Thema “Beichten und Besinnen” (siehe Video auf kathTube).

Ich fand die Sendung wirklich gut und viel tiefgehender als man das von einer Unterhaltungsshow erwarten durfte. Und m.E. eigentlich auch ein gutes Thema zur Weihnachtszeit (und Jahreswechsel).

Hier noch ein paar weiterführende Literaturhinweise zum Thema “Beichten”:

Und natürlich wünsche ich allen noch Frohe Weihnachten! 😉

Weihnachten

Theologie und Demut

Was hat Theologie mit Demut zu tun?

In der Praxis leider oft viel zu wenig. Die Beschäftigung mit der Theologie, also der Lehre über Gott, soll eigentlich zu einem besseren Gottesverständnis bzw. Gotteserkenntnis führen. All zu oft führt jedoch die akademische Theologie, vor allem der letzten beiden Jahrhunderte, eher zu einem bloßen Sammeln von “wissenschaftlichen” Daten und “Formanalysen” ohne wirklichen Mehrwert für den (gelebten) Glauben.

Manch moderner Theologe bildet sich ein, mithilfe der heutigen theologischen Wissenschaft (Stichwort: historisch-kritische Methode) alles besser und genauer wissen zu können als die alten Kirchenväter und Kirchenlehrer. Mit einer fast unglaublichen Arroganz werden Dinge als quasi Gewissheit gelehrt, die mehr oder weniger Spekulation sind und teilweise sogar dem überlieferten Glauben der Kirche widersprechen. So ähnlich (bzw. noch viel besser) hat der Papst das Problem der modernen Theologie bei einem Gottesdienst mit den Mitgliedern der Internationalen Theologenkommission des Vatikans Anfang Dezember beschrieben (siehe den Artikel “Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz” von Guido Horst in der Tagespost, der vom katholischen Nachrichtendienst KATH.NET zur Verfügung gestellt wurde).

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