Nach dem zweiten Teil des Teil 5 (Der Sündenfall. Die Verheißung des Erlösers) folgt hier der Teil 6 aus dem “Praktischen Kommentar zur Biblischen Geschichte” (1913) von Dr. Friedrich Justus Knecht.

Kain und Abel (Gen 4,1-16)

Es wird erzählt, daß und warum Kain seinen Bruder Abel gehaßt und getötet hat und wie er dafür von Gott bestraft worden ist und sich der Verzweiflung überlassen hat.

Erzählung und Erklärung

Adam und Eva bekamen zwei Söhne; der erste1 hieß Kain, der andere Abel. Kain wurde ein Bauer, Abel ein Hirte2. Abel war gerecht3, Kain aber war böse. Einst brachten beide dem Herrn Opfer4 dar: Kain opferte von den Früchten der Erde, Abel von den Erstlingen5 seiner Herde. Der Herr sah mit Wohlgefallen auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht6. Darüber wurde Kain sehr zornig, und sein Angesicht fiel ein7.

Der Herr sprach zu Kain: »Warum bist du so zornig, und warum ist dein Angesicht eingefallen ?8 Wenn du Gutes tust, so wirst du Lohn empfangen, tust du aber Böses, so wird die Strafe sogleich vor der Türe sein9.

Unterdrücke die Lust zur Sünde und herrsche über sie!«10 Aber Kain hörte nicht auf den Herrn11. Eines Tages sagte er zu seinem Bruder: »Komm, wir wollen miteinander auf das Feld hinausgehen!« Als sie draußen waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

Da sprach der Herr zu Kain: ,,Wo ist Abel, dein Bruder?“12 Kain antwortete: »Ich weiß es nicht; bin ich denn der Hüter meines Bruders?«13 Gott sprach zu ihm: »Was hast du getan ? Die Stimme von deines Bruders Blut schreit auf zu mir von der Erde14. Deswegen sei verflucht auf der Erde, die durch deine Hand das Blut deines Bruders getrunken hat15! Wenn du sie anbaust, wird sie dir keine Frucht geben. Unstet16 und flüchtig17 sollst du sein auf Erden!«

Die Strafe Kains ist eine dreifache. In seinem selbstsüchtigen Neid hatte Kain geglaubt, wenn Abel nicht mehr wäre, würde er um so mehr Segen von Gott erhalten, der Ertrag seiner Feldarbeit würde reichlicher und er selbst um so glücklicher sein. Das gerade Gegenteil ist nun eingetreten: 1. Gottes Fluch, 2. Unfruchtbarkeit seiner Felder 3. beständige Angst und Unruhe, so daß er keine frohe Stunde mehr haben konnte.

Kain sprach zu dem Herrn: »Meine Schuld ist zu groß, als dass ich Verzeihung verdiente!18 Ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen, und wer mich findet, wird mich töten.«19 Der Herr erwiderte: »Das soll keineswegs geschehen, sondern wer Kain tötet, soll es siebenfach büßen.«20 Und Gott machte ein Zeichen an Kain, daß ihn niemand töte21. Kain aber ging weg vom Angesicht des Herrn22 und zog umher, ohne Ruhe zu finden23.

Abel ein Vorbild Christi

Auslegung

Gott ist allwissend (37)24. Woraus sehen wir dies in obiger Geschichte? …Gott kannte die Gesinnungen Kains und Abels, er sah den Neid und die Mordlust im Herzen Kains und wusste dessen Freveltat, ob wohl Kain sie nicht eingestand.

Gott ist heilig (42)25, deshalb war ihm das Opfer des gerechten Abel angenehm, an dem Opfer des bösgesinnten Kain aber konnte er kein Wohlgefallen haben.

Gott ist gerecht (43)26. Wodurch offenbart Gott in unsrer Geschichte seine Gerechtigkeit? . . .

1. Durch die Worte: »Wenn du Gutes tust, so wirst du Lohn empfangen etc.«, und: »Die Stimme von deines Bruders Blut schreit auf zu mir« (um Strafe);

2. durch die Tat, indem Gott den Brudermörder schrecklich bestrafte.

Der Neid ist eine Hauptsünde, weil er, wie wir an Kain sehen, zu vielen andern Sünden führt. Zuerst beneidete Kain seinen Bruder, und aus diesem Neid entstand, weil er ihn nicht zurückdrängte, ein bitterer Groll oder Zorn gegen Abel. Da Kain diesen Zorn nicht unterdrückte, sondern in seinem Herzen nährte, so wurde er zum grimmigen Hass und erweckte in Kain die schreckliche Lust, seinen edlen Bruder, den Liebling Gottes, aus dem Weg zu schaffen. Und da Kain dieser Mordlust nicht widerstand, so verleitete sie ihn schließlich zur entsetzlichen Tat, zum Brudermord. Welches sind die sieben Hauptsünden? (413.)27 Wann sündigt man durch Neid? . . . Zorn? (*41728 u. *41929)

Der Mord. Der Totschlag, welchen Kain an Abel verübte, war ein absichtlicher oder vorsätzlicher, und einen solchen nennt man einen Mord. Kain, der Erstgeborene der Stammeltern, war ein Mörder, und zwar der Mörder seines eigenen Bruders, d. h. ein Brudermörder! Gegen welches Gebot hat Kain gesündigt, indem er seinen Bruder tötete? Was verbietet Gott im fünften Gebote? Wann sündigt man gegen das leibliche Leben des Nächsten? (327f30)

Die himmelschreienden Sünden (*42231). Aus der Geschichte vom Brudermord Kains könnt ihr auch ersehen, woher der Ausdruck ,,himmelschreiende Sünden« kommt. Warum wird der vorsätzliche Totschlag eine himmelschreiende Sünde genannt? Weil Gott vom Brudermord Kains gesagt hat: »Die Stimme etc.« Um was schreit sie?

Nachlass der Sünden. Ist es wahr, daß Kain keine Verzeihung hätte erlangen können, wenn er rechte Buße getan hätte? . . . Seine Sünde war allerdings sehr groß, denn er hatte seinen eigenen Bruder ermordet; aber Gottes Barmherzigkeit ist noch unendlich größer. Auch der Brudermörder hätte von Gott Verzeihung erlangt, wenn er seine furchtbare Sünde wahrhaft bereut und bekannt hätte. Der Glaube lehrt ausdrücklich: Jeder noch so große Sünder darf Verzeihung hoffen, wenn er Buße tun will.

Darf jeder Sünder Verzeihung hoffen? (*43132.) Dass Kain keine Verzeihung erhielt, daran war lediglich er selbst schuld. Er wollte nicht Buße tun und seine Sünde nicht bekennen, obgleich Gott selbst ihn fragte; ohne Bekenntnis aber gibt es keine Nachlassung der Sünde. Überdies hatte er keine rechte Reue, denn mit dieser muss die Hoffnung der Verzeihung verbunden sein (574: Was muss mit der Reue verbunden sein?33); diese Hoffnung aber hatte Kain aufgegeben, da er (wie der Verräter Judas – Nr. 77 des N. T.) an der göttlichen Barmherzigkeit verzweifelte. Wann sündigt man durch Misstrauen und wann durch Verzweiflung? (*27334.)

Die Erbsünde. An Kain sehen wir deutlich die bösen Folgen, welche die von Adam ererbte Sünde (Sündhaftigkeit) mit sich bringt. Welche bösen Folgen sind mit der Erbsünde auf alle Menschen übergegangen? (*9735.) Zeige nun, wie sich an Kain a) die Verdunklung des Verstandes, b) die Begierlichkeit und die Neigung des Willens zum Bösen geoffenbart hat! (a. Statt seine Bosheit zu erkennen, glaubte er, Abel sei schuld daran, daß sein Opfer nicht angenehm war. Selbst als Gott ihn warnte, blieb er verblendet. Nach der schrecklichen Tat glaubte er sein Verbrechen vor Gott verbergen zu können . . . b. Voll unordentlicher Begierde nach den Gütern der Erde, fürchtete er nicht das göttliche Missfallen an sich, sondern vielmehr nur die irdischen Folgen. Sein Hochmut konnte es nicht ertragen, dass sein jüngerer Bruder ihm vorgezogen wurde. Daraus entstanden Neid, Zorn, Hass, Mordlust . . .)

Freiheit des Willens. Es gibt Menschen, die ihren bösen Leidenschaften (z. B. . . . ?) folgen und sündigen und dann sich entschuldigen: »Ich kann nicht anders.« Ist es wahr, daß sie nicht anders können ? Hätte Kain nicht anders handeln können? Gott selbst hat ja zu ihm gesagt: ,,Unterdrücke die Lust zur Sünde und herrsche über sie!« Der Mensch muss also den bösen Neigungen und Lüsten nicht folgen, denn er hat einen freien Willen und kann die Leidenschaften beherrschen, wenn er ernstlich will.

Notwendigkeit der Gnade. Damit der freie Wille des Menschen sich dem Guten zuwende und stark werde, um die bösen Leidenschaften zu besiegen und das Gute auszuführen, dazu braucht der Mensch den Beistand der Gnade. Ist uns die wirkliche [helfende] Gnade notwendig? (447.36) Kain hat von Gott reichliche Gnade empfangen, und wenn er dieser sein Herz geöffnet und mitgewirkt hätte, so hätte er seinen Neid und Hass überwinden können und wäre kein Brudermörder geworden. Selbst nach vollbrachter Missetat hätte er noch Verzeihung erlangen können, wenn er der Gnade Gottes, die ihn zur Buße rief, nicht widerstanden hätte.

Abel ist das 2. Vorbild Jesu. Welches sind die besonderen Vorbilder des Erlösers? (*110.37) Welche Ähnlichkeit besteht zwischen Abel und Jesus? Abel war gerecht – ein Hirte – von seinem Bruder beneidet, getötet – sein Blut schrie um Rache. Und Jesus? (Ist der Gerechteste – der gute Hirte aller Menschen (Nr. 48 des N. T. – von den Juden, seinen Brüdern, aus Neid verfolgt und getötet (am Kreuz) – sein Blut schreit um Gnade und Verzeihung für die sündigen Menschen).

Das wunderbare Wirken der göttlichen Gnade zum Heile des Menschen lässt sich aus der Geschichte vom Brudermord Kains deutlich erkennen. Denkt darüber nach, was Gott getan hat, a) um den Kain vom Verbrechen abzuhalten, b) um ihn nach der schrecklichen Tat zur Buße zu führen und so seine Seele zu retten.

a) Gott machte den Kain aus die ihn beherrschenden Leidenschaften (Neid und Zorn) aufmerksam, um ihn zur Selbsterkenntnis anzuleiten (“Warum bist du zornig etc.?”).

Er versprach ihm Lohn und Segen, wenn er sich bessert (,,Wenn du Gutes tust etc.”), und drohte ihm schnelle Strafe an, wenn er sich zu einer bösen Tat hinreißen ließe (»Tust du aber Böses etc.«). Schließlich ermahnte und ermunterte er ihn, sich nicht von der bösen Lust beherrschen zu lassen, sondern sie zu unterdrücken (“Unterdrücke die Lust zur Sünde etc. !«).

b) Nach der entsetzlichen Tat hat Gott den Brudermörder nicht gleich verworfen, sondern suchte dessen Herz zu rühren, indem er ihm vorhielt, dass der Ermordete sein leiblicher Bruder war. Kain sollte das Grässliche seiner Tat erkennen und diese verabscheuen und bereuen. Zugleich fragte ihn Gott der Herr, wo nun Abel sei, um ihm das Bekenntnis seiner Schuld zu erleichtern. Erst nachdem Kain hartherzig und unbußfertig geblieben war, sprach Gott das Strafurteil über ihn ans. Aber das Urteil lautete noch nicht auf eine ewige, sondern nur auf eine zeitliche Strafe (,,Sei verflucht auf der Erde !«), die ihn zur Reue und Besserung führen sollte. Ja Gott schützte sogar das Leben des Bösewichts durch ein besonderes Zeichen, um ihm Zeit zur Buße zu lassen. O wie gütig und barmherzig ist der Herr, da er so unermüdlich dem Sünder nachgeht und auf so vielfältige Weise sein Herz zu rühren sucht, um ihn vom einigen Verderben zu erretten !

Widerstand gegen die Gnade. Sünden wider den Heiligen Geist.

Da der Mensch freien Willen hat, so kann er der Gnade widerstehen; denn diese bewegt zwar den Willen und treibt ihn an zum Guten, aber sie nötigt oder zwingt ihn nicht. Wohin der Widerstand gegen die Gnade führt, das sehen wir an dem abschreckenden Beispiel Kains. Dieser hörte nicht auf die liebevolle Mahnung des Herrn, den Neid und Zorn zu unterdrücken, sondern nährte diesen in seinem Herzen, und so wurde der Zorn anhaltend und grimmig, er wurde zum Hass, und da Kain die Drohung des Herrn nicht beachtete, so wuchs sein Hass zur Mordlust, und diese trieb ihn zum hinterlistigen Totschlag, zum Brudermord an. Auch nach diesem himmelschreienden Vergehen widerstand Kain dem Gnadenruf Gottes, verhärtete sein Herz und sündigte direkt gegen Gott durch freche Lüge, Trotz und Unbußfertigkeit. Erst als Gott das Strafurteil über ihn ausgesprochen hatte und er dessen Wirkung sofort an sich erfuhr, da bekannte er seine Schuld; aber er flehte nicht reumütig und vertrauensvoll um Verzeihung, sondern verzweifelte an der göttlichen Barmherzigkeit (»Meine Schuld ist zu groß etc.«). Was müssen wir tun, damit uns die Gnade zum Heil verhilft? (449.38) Kann denn der Mensch der Gnade auch widerstehen ? (*450.39) Welches sind die sechs Sünden wider den Heiligen Geist ? (*421.40) Welche von diesen sechs Sünden hat Kain begangen? Zuerst hat er seinen Bruder um der göttlichen Gnade willen beneidet, dann hat er gegen die heilsamen Ermahnungen Gottes ein verstocktes Herz gehabt und zuletzt ist er an der Gnade Gottes verzweifelt.

»Wehe ihnen, denn sie wandeln auf dem Wege Kains!« So sagt der heilige Apostel Judas (Jud. 11) von jenen, welche ganz ins Irdische versunken sind, die göttlichen Mahnungen und Warnungen verachten und ihrer bösen Leidenschaft folgen.

Die fromme Gesinnung ist die Hauptsache. Warum war Kains Opfer nicht angenehm vor Gott ? Der heilige Apostel Paulus sagt (Hebr. 11, 4): »Durch den Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain« An was hat es also dem Kain gefehlt bei seinem Opfer? Sein Glaube an Gott und an den verheißenen Erlöser und an die versöhnende Kraft der Opfer war nicht fest und lebendig, deshalb waren auch seine Ehrfurcht vor Gott, seine Dankbarkeit gegen Gott und seine Andacht gering.

Er verehrte Gott nur äußerlich, nicht auch innerlich. Wohl brachte er Gott ein Opfer dar, aber die Gesinnung, womit er es darbrachte, war nicht die rechte, deshalb …

Daraus lernen wir, dass Gott nicht bloß auf die äußeren Werke oder Gaben, sondern ganz besonders auch an die Gesinnung oder Meinung sieht, die wir dabei haben. »Der Herr schaut auf das Herz« (Nr 55 des A. T.). – Wann verehren wir Gott innerlich? (270.41) Worauf sieht Gott besonders bei unsren guten Werken? Was ist die gute Meinung ? (463 f.42) – Lied: Alles meinem Gott zu Ehren etc. (Psält. 254.)

Gottesverehrung durch Opfer. Kain und Abel haben Gott dem Herrn Opfer dargebracht. Was haben sie geopfert ? Früchte und Tiere. Wie haben sie diese sichtbaren Gaben geopfert? Sie haben sie verbrannt, d. h. durch Feuer vernichtet. Damit wollten sie ausdrücken, dass sie von diesen Gaben nichts für sich behalten, sondern sie ganz Gott dem Herrn hingeben (darbringen) wollten, von dem alles Gute kommt und dem alles gehört. Von wem haben Kain und Abel es gelernt, Gott Opfer darzubringen? Offenbar von ihren Eltern Adam und Eva. Wir sehen also aus dieser Geschichte, dass die Menschen von Anfang an Gott dem Herrn Opfer dargebracht haben, um ihn als den Spender alles Guten zu ehren und ihm zu danken. Seitdem es Menschen gibt, die Gott anbeten, gibt es auch Opfer; das Opfer ist die höchste und vollkommenste Art der Gottesverehrung, es gehört notwendigerweise zur Religion. Weil aber die christliche (katholische) Religion die heiligste und vollkommenste ist, so muss sie auch das heiligste und vollkommenste Opfer haben. Wer ist dieses höchste und Gott wohlgefälligste Opfer ? Jesus Christus selbst, der sich am Kreuze blutigerweise geopfert hat und in der heiligen Messe immer wiederkehrend unblutigerweise für uns opfert. Worin besteht ein Opfer? (514.43) Hat es zu jeder Zeit Opfer gegeben ? (*515.44)

Der ruhelos umherziehende Kain war ein Vorbild des jüdischen Volkes, welches der Gnade des Erlösers widerstrebt hat und seit dem Brudermord und Gottesmord auf Golgotha heimatlos über die ganze Erde zerstreut ist.

Kain ist auch ein abschreckendes Bild des trotzigen unbußfertigen Sünders, der keine Ruhe und keinen Seelenfrieden findet. . . . »Trübsal und Angst kommt über jedes Menschen Seele, der Böses tut« (Röm 2, 9). Kainsmal.

Die vor der Leiche ihres lieben, von Bruderhand getöteten Sohnes Abel weinende Eva ist ein Vorbild der schmerzhaften Mutter Gottes Maria, welche auf Golgotha trauernd unter dem Kreuz ihres von seinen Brüdern (den Juden) ermordeten Sohnes stand. – Lied: Christi Mutter stand mit Schmerzen etc. (Psält. 219.)

Anwendung

Gar leicht regt sich im Menschen der Neid. Bist du noch nie neidisch geworden, wenn andere gelobt oder belohnt wurden? Hasse doch den Neid und unterdrücke alle Versuchungen zum Neid, denn er ist eine abscheuliche Sünde und die Quelle vieler anderen Sünden! »Durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen, und die ihm (dem Teufel) angehören, ahmen ihm nach« (Weish. 2, 24f). Wenn du den Neid in deinem Herzen aufkommen lässt, so ahmst du dem Teufel nach und gehörst ihm an. Willst du ein Kind des Teufels sein? Sei also nicht neidisch und missgünstig gegen andere, sondern freue dich mit ihnen, wenn ihnen Gutes widerfährt. Den Neid jag auf der Stelle fort, – Aus Neid geschah der erste Mord!

Uns allen gilt die göttliche Mahnung: Unterdrücke die Lust zur Sünde! Wenn Gott von Kain forderte, dass er die böse Lust beherrsche, um wieviel mehr wird er es von uns Christen verlangen, denen er so viele Gnaden dazu gibt! Denke darüber nach, zu welchen Sünden du oft Lust verspürst (zum Lügen, Naschen, zur Trägheit, zum Ungehorsam, Zorn, zu sündhafter Neugierde etc.), und nimm dir vor, ihr nicht zu folgen, sondern sie gleich im Anfang zu unterdrücken! Widerstehe dem Anfang! Wenn Kain gleich anfangs den Neid unterdrückt hätte, so wäre er kein Brudermörder geworden Gott warnt auch dich, wie er den Kain gewarnt hat, nämlich durch dein Gewissen, deine Eltern etc. Widerstrebe nicht den heilsamen Ermahnungen, sonst wirst du ein roher und hartherziger Mensch werden!

Hast du dich aus Leichtsinn oder Schwachheit versündigt, so bekenne aufrichtig deine Schuld vor dem Priester als dem Stellvertreter Gottes; dann wird dir Gott verzeihen. Wer nicht aufrichtig beichtet, der hat ein verstocktes Herz wie Kain.

11 d. h. der älteste.

2Ackerbau und Viehzucht waren die ersten Beschäftigungen der Menschen.

3 d. h. er fürchtete und liebte Gott und glaubte an den verheißenen Erlöser.

4d.h. sichtbare Gaben, um Gott für die empfangenen Wohltaten zu danken und zudem Segen von ihm zu erflehen.

5d. h. den größten und schönsten Tieren seiner Herde. Er opferte also vom Besten, was er hatte. Kain traf keine solche Auslese. Wer von beiden bekundete größere Ehrfurcht vor Gott und größere Hingabe an Gott?

6Wie Gott dies Wohlgefallen und Missfallen zu erkennen gegeben hat, das steht nicht in der Heiligen Schrift. Wahrscheinlich schickte Gott (wie beim Opfer des Elias, vgl. Nr. 67 des A. T·) Feuer vom Himmel, welches das Opfer Abels verzehrte, während Kains Opfer trotz aller Bemühungen nicht verbrennen wollte. Siehe das Bild S. 6 der Biblischen Geschichte!

7d. h. er wurde ganz mager und bleich vor Zorn. Die Ursache seines Zorns war der Neid. Er beneidete seinen Bruder, weil dieser bei Gott in Gnade stand, denn ,,Kains Werke waren böse. die seines Bruders aber gerecht« (1 Joh 3, 12). Zudem fürchtete Kain, sein Bruder werde von Gott mehr Segen und Reichtum empfangen als er, der Erstgeborene. Statt sich durch Buße und Besserung das Wohlgefallen Gottes zu erwerben, fasste er einen heftigen Zorn gegen seinen unschuldigen und arglosen Bruder, obwohl Gott ihn frühzeitig liebevoll warnte.

8Durch diese Frage wollte Gott den Kain zur Selbsterkenntnis führen, damit er seinen traurigen Seelenzustand einsähe.

9d. h. sie wird nicht lange aus sich warten lassen, sie wird der Übeltat auf dem Fuße folgen.

10d. h. lass die böse Leidenschaft (Neid und Zorn) nicht Herr werden über dich, sondern unterdrücke und beherrsche sie!

11d. h. er nahm sich die Warnung Gottes nicht zu Herzen und befolgte sie nicht. Er unterdrückte seinen Zorn nicht, und so bekam dieser immer mehr Gewalt über ihn und wurde zum tiefsten Hass. Er konnte seinen Bruder nicht mehr vor Augen sehen und beschloss, ihn zu töten. Die böse Leidenschaft machte ihn ganz blind; er dachte nicht an den Kummer und den tiefen Schmerz seiner Eltern, machte sich nichts aus der Drohung Gottes, sondern lockte seinen Bruder mit heuchlerischer Freundlichkeit auf das Feld hinaus (weit weg vom Aufenthaltsort der Eltern), »erhob sich« gegen ihn (fiel über ihn her) und schlug ihn tot. Der erste Tote auf Erden war der fromme Abel, erschlagen von seinem bösartigen Bruder. Er war zugleich der erste Märtyrer, da er wegen seines lebendigen Glaubens ermordet wurde. Was werden Adam und Eva gemacht haben, als sie den ersten Toten, ihren guten Abel, in seinem Blut, getötet vom eigenen Bruder, daliegen sahen ? Was werden sie zueinander gesagt haben ? Unter bitteren Tränen mögen sie ausgerufen haben: »Ach, dass wir diesen Frevel an unserem ersten Kind erleben müssen! Wehe uns, daß wir gesündigt haben! Von uns hat Kain die böse Leidenschaft geerbt, seine schreckliche Untat ist die Folge unserer Sünde!« Eva wird gejammert haben: »O Welt, sahst größeren Schmerz du als den meinen? Es schlägt ein Kind von mir das andere tot!«

12Warum hat Gott so gefragt? Er wollte Kain veranlassen, dass er seine Schuld aufrichtig und reumütig bekenne, denn dann hätte Gott ihm verzeihen und seine Strafe mildern können. Kain aber gab eine freche und trotzige Antwort.

13Damit will er sagen: »Was fragst du mich! Ich bin nicht sein Hüter!« Durch seine Leidenschaft verblendet. glaubt er sein Verbrechen sogar vor Gott verbergen zu können und lügt Gott frech ins Gesicht hinein an! Jetzt hält ihm Gott sein schreckliches Verbrechen vor und spricht das Strafurteil über ihn aus.

14Kann das Blut schreien ? . . . Gott will sagen: Deine Missetat ist so groß, dass sie die Strafe des Himmels herausfordert; sie schreit gleichsam zum Himmel um Strafe, Rache.

15d. h. du hast durch deine Hand das Blut deines Bruders vergossen, so dass es auf den Erdboden geflossen und von diesem verschluckt (aufgesogen) worden ist.

16d. h. ohne bleibende Stätte (Wohnstätte).

17d. h. du sollst nirgends Ruhe finden, sondern wie ein Flüchtling (von Flucht, fliehen) auf der Erde umherirren.

18verdienen könnte.

19Jetzt ist Kains Trotz in Verzweiflung umgeschlagen; er erkennt seine Schuld, und sie kommt ihm so groß vor, dass er glaubt, keine Verzeihung mehr finden zu können, und an Gottes Barmherzigkeit verzweifelt. Er möchte sich vor Gott verbergen – ist das möglich ? Warum nicht ? Und warum möchte er vor Gott entfliehen (sich verbergen)? Weil er in Gott nicht mehr einen lieben Vater, sondern einen strengen Richter sieht, weil schon der Gedanke an die Gegenwart Gottes, den er so schwer beleidigt hat, ihn quält und ängstigt. Und weil sich ans das ewige Leben keine Hoffnung mehr macht, so hängt er um so ängstlicher an seinem elenden irdischen Leben und fürchtet, andere würden ihn töten, um seinen Brudermord zu rächen (Da seid der Verstoßung der Stammeltern aus dem Paradiese schon mehr als 120 Jahre vorüber waren, so lebten bereits viele Menschen auf Erden.)

20d. h. schwer büßen. Gott will den Brudermörder am Leben erhalten – den übrigen Menschen zur Warnung.

21Dieses Zeichen war ein Merkmal im Gesicht oder auf der Stirn, an welchem jedermann erkennen konnte, daß Kain ein von Gott gestrafter Mensch sei, der wegen seiner Sünde umherirren müsse und deshalb von niemand getötet werden dürfe.

22d.h. er trennte sich von seinen Eltern und Verwandten (Geschwistern, Geschwisterkindern etc.) und entfernte sich auch innerlich immer mehr von Gott, er gehörte nicht mehr zur Gemeinschaft der Gottesverehrer.

23Mit dem Fluch der Ungnade Gottes beladen und von seinem bösen Gewissen gepeinigt, führte der Brudermörder fortan ein elendes Leben; Tag und Nacht hatte er die Gestalt seines erschlagenen Bruders vor Augen und irrte ohne Freude und ohne Trost umher

24Nr. 37: Gott ist allwissend heißt: Gott weiß alles vollkommen und von Ewigkeit her, er weiß das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, auch unsere Gedanken.
„Gottes Augen sind viel heller als die Sonne und durchschauen die tiefsten Abgründe in dem Herzen der Menschen.“ (Sir. 23,28)

25Nr. 42: Gott ist heilig heißt: Gott liebt und will nur das Gute und verabscheut das Böse.
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Heerscharen“ (Jes. 6,3)

26Nr. 43: Gott ist gerecht heißt: Gott belohnt das Gute und bestraft das Böse nach Verdienst.
„Er wird jedem vergelten nach seinen Werken..Denn bei Gott ist kein Ansehen der Person.“ (Röm. 2,6+11)
Die Welt gezüchtigt durch die Sündflut, Noah gerettet; Sodom und Gomorrha zerstört durch das Feuer vom Himmel, Lot verschont.

27Nr. 413: Die sieben Hauptsünden sind: 1) Hoffart (Hochmut), 2) Geiz, 3) Unkeuschheit (sexuelle Zügellosigkeit), 4) Neid, 5) Unmäßigkeit im Essen und Trinken, 6) Zorn, 7) Trägheit

28Nr. *417: Man sündigt durch Neid, wenn man dem Nächsten das Gute missgönnt und traurig ist, weil es ihm gut geht, oder sich freut, weil es ihm übel geht.
„Durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen, und die ihm angehören, ahmen ihm nach.“ (Weish. 2,24+25)
Der Teufel, Kain, die Brüder Josephs, Saul, die Pharisäer.

29Nr.*419: Man sündigt durch Zorn, wenn man innerlich sich erbittert, ungebührlich aufbraust und sich zur Rache hinreißen lässt.
„Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung werde weggeschafft aus euch samt aller Bosheit.“ (Eph. 4,31)

30Nr. 327: Gott verbietet im fünften gebot alle Sünden, durch die man dem Nächsten oder sich selbst am Leben des Leibes oder der Seele schadet.
Nr. 328: Mann sündigt gegen das leibliche Leben des nächsten,
1) wenn man ihn ungerechterweise tötet, schlägt oder verwundet;
2) wenn man ihm an der Gesundheit schadet, insbesondere wenn man ihm durch Kränkung oder harte Behandlung das Leben verbittert oder verkürzt.
Einen Menschen zu töten ist nur erlaubt
1) zur Bestrafung der Verbrechen durch die Obrigkeit;
2) zur Verteidigung des Vaterlandes;
3) in gerechter Notwehr

31Nr. 422: Die vier himmelschreienden Sünden sind:
1) der vorsätzliche Totschlag
2) die sodomitische Sünde (homosexuelle Handlungen)
3) die Unterdrückung der Armen, Witwen und Waisen
4) die Vorenthaltung oder Entziehung des Tages- oder Arbeitslohnes
Himmelschreiende Sünden werden sie genannt, weil ihre entsetzliche Bosheit zum Himmel um Rache schreit. „Die Stimme von deines Bruders Blut schreit auf zu mir von der Erde.“ (1. Mos. 4,10.) „Sieh, der Lohn der Arbeiter, der von euch vorenthalten worden, schreit; und ihr Geschrei ist zu den Ohren des Herrn der Heerscharen gekommen.“ (Jak 5,4.)
Die gottlosen Einwohner Sodomas und Gomorrhas.

32Nr. *431: Jeder noch so große Sünder darf und soll Verzeihung erhoffen, wenn er nur von ganzem Herzen sich bekehren und Buße tun will.
Maria Magdalena, der Schächer am Kreuze.

33Nr. 574: Mit der Reue muss verbunden sein:
1) die Hoffnung auf Verzeihung
2) der gute Vorsatz.

34Nr. 273: Man sündigt durch Misstrauen, wenn man nicht fest hofft, und durch Verzweiflung, wenn man gar nicht hofft, was man von Gott hoffen soll.
Moses und die Israeliten in der Wüste; Kain und Judas.

35Nr. *97: Mit der Erbsünde sind auf alle Menschen übergegangen:
1) der Verlust der Kindschaft Gottes und des Anrechtes auf den Himmel;
2) Verdunkelung des Verstandes;
3) Begierlichkeit und Neigung des Willens zum Bösen;
4) Mühseligkeiten, Schmerzen, Plagen und schließlich der Tod

36Nr. 447: Die wirkliche Gnade ist und so notwendig, dass wir ohne sie nicht das geringste zu unserm Heil anfangen, fortsetzen oder vollenden können.
„Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als das Vollbringen bewirkt.“ (Phil. 2,13.)

37Nr. *110: Die besonderen Vorbilder des Erlösers sind folgende:
1) Vorbilder seines Leidens und Todes: Abel, Isaak, David, das Osterlamm, die eherne (eiserne) Schlange;
2) Vorbild seines Priestertums: Melchisedek;
3) Vorbild seiner Auferstehung: Jonas;
4) Vorbilder seiner Kirche und der heiligen Sakramente: die Arche, das Rote Meer, das Manna, der Tempel mit seinen verschiedenen Einrichtungen und Opfern.
Abriss der Religionsgeschichte. N3ff.

38Nr. 449: Wir dürfen der Gnade nicht widerstehen, sondern müssen mit derselben treu mitwirken.
„Wir ermahnen euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.“ (2. Kor. 6,1)

39Nr. *450: Der Mensch kann der Gnade auch widerstehen; denn die göttliche Gnade nötigt den menschlichen Willen nicht, sondern lässt ihm seine Freiheit.
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ (Ps. 95,7-8; Heb 3,7-8)
Praktische Anwendung: Bitte Gott täglich um seine Gnade und hüte dich wohl, ihr dein Herz zu verschließen. „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hört und die Tür mir auftut, zu dem will ich eingehen und mit ihm Gastmahl halten, und er mit mir.“ (Off. 3,20)

40Nr. *421: Die sechs Sünden gegen den Heiligen Geist sind:
1) in vermessener Weise auf Gottes Barmherzigkeit sündigen;
2) an der Gnade Gottes verzweifeln;
3) der erkannten christlichen Wahrheit widerstreben;
4) seinen Nächsten um der göttlichen Gnaden willen beneiden;
5) gegen heilsame Ermahnungen ein verstocktes Herz haben;
6) in der Unbußfertigkeit vorsätzlich verharren.
Sünden gegen den Heiligen Geist werden sie genannt, weil sie der Gnade des Heiligen Geistes ganz besonders widerstreben und darum auch die Belehrung sehr erschweren.
„Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr.“ (Apg 7,51)
Kain, Pharao, die Pharisäer

41Nr. 270: Wir verehren innerlich, wenn wir
1) an ihn glauben, auf ihn hoffen und ihn über alles lieben;
2) ihn anbeten, ihm danken und seinem Willen uns demütig unterwerfen.
Gott anbeten heißt: ihn als den höchsten Herrn anerkennen und verherrlichen.

42Nr. 463: Gott sieht besonders auf die gute Meinung (Gesinnung), durch welche wir auch bei geringen Werken großen Lohn von Gott erlangen können.
Das Scherflein der Witwe (Mk 12,43); der Trunk kalten Wassers (Mt 10,42)
Nr. 464: Die gute Meinung ist die Absicht, Gott zu dienen und zu ehren.

43Nr. 514: Ein Opfer besteht darin, das man Gott eine sichtbare Gabe darbringt, um ihn als den höchsten Herrn zu ehren und anzubeten.

44Nr. *515: Von Anbeginn der Welt an hat es Opfer gegeben, und im Alten Bund waren solche von Gott selbst angeordnet.

(Fortsetzung siehe Teil 7 (Vermehrung und Verschlimmerung der Menschen))