Wie zuverlässig und vertrauenswürdig ist die Bibel?

Immer wieder wird angezweifelt, dass man der Historizität der Bibel vertrauen kann. Es wird z.B. behauptet, dass die Schriften gar nicht von den angegebenen bzw. angenommenen Verfasser (direkt) stammen, sondern von deren Schülern und dass auch der Inhalt oft nicht historische Wahrheiten wiedergeben, sondern nur den Glauben der Verfasser (was auch immer das dann konkret bedeutet).

Auch in der katholischen Kirche wird immer wieder behauptet, dass die Kirche selbst ja gar nicht lehre, dass die Schriften wirklich historisch wahr seien.  Dass das so nicht stimmt, wurde zuletzt am II. Vatikanisches Konzil klar gestellt. Da wurde z.B. über die historische Zuverlässigkeit der Evangelien – ganz konform zu den Aussagen des Evangelisten Lukas („Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es […] der Reihe nach aufzuschreiben“ (Lk 1,3)) – folgendes festgehalten:

Niemandem kann es entgehen, dass unter allen Schriften, auch unter denen des Neuen Bundes, den Evangelien mit Recht ein Vorrang zukommt. Denn sie sind das Hauptzeugnis für Leben und Lehre des fleischgewordenen Wortes, unseres Erlösers. Am apostolischen Ursprung der vier Evangelien hat die Kirche immer und überall festgehalten und hält daran fest; denn was die Apostel nach Christi Gebot gepredigt haben, das haben später unter dem Anhauch des Heiligen Geistes sie selbst und Apostolische Männer uns als Fundament des Glaubens schriftlich überliefert: das viergestaltige Evangelium nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Unsere heilige Mutter, die Kirche, hat entschieden und unentwegt daran festgehalten und hält daran fest, dass die vier genannten Evangelien, deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht, zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er aufgenommen wurde (vgl. Apg 1,1–2). Die Apostel haben nach der Auffahrt des Herrn das, was er selbst gesagt und getan hatte, ihren Hörern mit jenem volleren Verständnis überliefert, das ihnen aus der Erfahrung der Verherrlichung Christi und aus dem Licht des Geistes der Wahrheit zufloss. Die biblischen Verfasser aber haben die vier Evangelien redigiert, indem sie einiges aus dem vielen auswählten, das mündlich oder auch schon schriftlich überliefert war, indem sie anderes zu Überblicken zusammenzogen oder im Hinblick auf die Lage in den Kirchen verdeutlichten, indem sie schließlich die Form der Verkündigung beibehielten, doch immer so, dass ihre Mitteilungen über Jesus wahr und ehrlich waren. Denn ob sie nun aus eigenem Gedächtnis und Erinnern schrieben oder auf Grund des Zeugnisses jener, „die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren“, es ging ihnen immer darum, dass wir die Wahrheit der Worte erkennen sollten, von denen wir Kunde erhalten haben (vgl. Lk 1,2–4).

Dogmatische Konstitution „Dei Verbum“ über die göttliche Offenbarung (18. November 1965), 18–19 (© Libreria Editrice Vaticana)