Das folgende Zitat von Hieronymus (347-420), eines der bedeutendsten Kirchenlehrer, Priester und Bibelübersetzer der Spätantike, lädt uns ein, über die Heiligen Schriften und ihren Platz in unserem Leben nachzudenken. Seine Worte aus dem Brief an Paulinus von Nola sind eine tiefgründige Reflexion über die Heilige Schrift als Quelle der Weisheit, des Trostes und der spirituellen Erhebung.

Sag mir, liebster Bruder: In den Heiligen Schriften zu leben, sie ohne Unterlass zu meditieren, nichts außerhalb von ihnen zu wissen oder zu suchen, ist das nicht schon der Himmel auf Erden?
Und stoße dich in den Heiligen Schriften nicht an der Einfachheit oder gar Rauheit der Sprache, sei es durch Fehler der Übersetzer oder sogar mit Absicht. Sie bieten sich immer so dar, dass jedwede Zuhörerschaft in ihnen Belehrung findet, und dass in ein und demselben Satz sowohl der Weise als auch der Unwissende ungeahnte Sinngehalte entdecken kann.
Nicht dass ich die Dreistigkeit und Dummheit besäße, mich damit zu brüsten, alles zu wissen, was in ihnen enthalten ist, denn das hieße, auf Erden Früchte pflücken zu wollen von Bäumen, deren Wurzeln in den Himmel reichen. Aber ich gestehe, dass ich es ersehne, und ich behaupte, dass ich mich darum bemühe. Lass uns hier auf Erden das studieren, dessen Erkenntnis uns im Himmel erhalten bleibt.

Brief 53 an den Heiligen Paulinus, Bischof von Nola
(in Lectures chrétiennes pour notre temps, fiche L25; trad. Orval; © 1972 Abbaye d’Orval ; ins Dt. übers. © evangelizo)

Ein Himmel auf Erden?

In den Heiligen Schriften zu leben, sie ohne Unterlass zu meditieren, nichts außerhalb von ihnen zu wissen oder zu suchen, ist das nicht schon der Himmel auf Erden?“ Diese Frage des Hieronymus ist zugleich eine Herausforderung an uns. Die Heilige Schrift als Himmel auf Erden? Für viele klingt das zunächst fremd, vielleicht sogar weltfremd. Doch was Hieronymus beschreibt, ist die tiefe Vertrautheit mit Gottes Wort, die unser Herz und unseren Geist so erfüllt, dass wir bereits jetzt Anteil an der göttlichen Wirklichkeit haben können.

Die Schrift, so Hieronymus, ist mehr als ein Buch. Sie ist eine lebendige Quelle, die uns mit Gottes Weisheit verbindet und in der wir immer neue Erkenntnisse finden – unabhängig von unserem Bildungsstand oder unserer bisherigen Erfahrung. Sie ist universell und gleichzeitig tief persönlich.

Einfachheit und Tiefe der Schrift

Ein weiterer Gedanke, den Hieronymus hervorhebt, ist die scheinbare Einfachheit oder Rauheit der Heiligen Schrift. Er mahnt uns, uns nicht an sprachlichen oder inhaltlichen Hürden zu stoßen, die entweder durch Übersetzungsfehler oder durch die Absicht der Autoren bedingt sind. Gerade diese Einfachheit ist es, die es jedem ermöglicht, die Schrift zu verstehen. Sie öffnet die Tür sowohl für den Weisen, der tiefsinnige Wahrheiten entdeckt, als auch für den Unwissenden, der vielleicht zum ersten Mal Gottes Stimme vernimmt.

In den Heiligen Schriften liegt eine Demut verborgen, die die Größe Gottes nicht versteckt, sondern sie auf eine Weise zugänglich macht, die uns alle berührt. Sie sind wie ein Baum, dessen Wurzeln in den Himmel reichen – eine unerschöpfliche Quelle, deren wahre Fülle uns erst in der Ewigkeit ganz offenbar wird.

Das Streben nach Weisheit

Hieronymus betont, dass er keineswegs behauptet, alles zu wissen, was in der Heiligen Schrift enthalten ist. Diese Demut ist bezeichnend für einen wahren Gelehrten des Glaubens. Doch seine Sehnsucht, immer tiefer in die Geheimnisse der Schrift einzudringen, sollte uns Vorbild sein. Was wir hier auf Erden in der Schrift studieren, ist das, was uns im Himmel vollkommen enthüllt wird. Die Beschäftigung mit der Schrift ist also nicht nur Bildung für den Verstand, sondern Nahrung für die Seele – eine Vorbereitung auf die Ewigkeit.

Die Einladung des Hieronymus

Dieser Text des heiligen Hieronymus ist mehr als ein Appell an Bibelstudierende. Es ist eine Einladung an uns alle, die Heilige Schrift in unser tägliches Leben zu integrieren – sie zu meditieren, in ihr zu leben und in ihr die Weisheit zu suchen, die Gott für uns bereithält.

Können wir uns vorstellen, die Schrift als „Himmel auf Erden“ zu erfahren? Vielleicht ist es eine Herausforderung, aber sie ist es wert, angenommen zu werden. Denn je mehr wir uns auf die Schrift einlassen, desto mehr werden wir erfahren, wie sie unser Leben bereichert, uns tröstet und uns auf den Himmel vorbereitet.

Fazit

Hieronymus zeigt uns, dass die Heilige Schrift mehr ist als ein Buch. Sie ist ein Lebensweg, ein Schlüssel zu Gottes Weisheit und eine Vorbereitung auf die Ewigkeit. In ihr zu leben, bedeutet, bereits hier und jetzt einen Vorgeschmack auf den Himmel zu erhalten. Lassen wir uns von seinen Worten inspirieren, die Bibel neu zu entdecken – nicht als Pflicht, sondern als Freude, nicht als Bürde, sondern als Gabe.

(Der Text und die Grafik wurden mithilfe einer KI erstellt, jedoch manuell überprüft und bearbeitet.)