Gedanken und Projekte für eine erneuerte Kirche

Neue Diskussion über die Taufe

In den letzten Tagen ist auf den Blogs meiner geschätzten christlichen Bloggerkollegen Dirk und Bento wieder eine sehr rege Diskussion über die Taufe aufgekommen (siehe “Warum nicht mehr in der Landeskirche?” bzw. “Liebe zum Wort“). Dort habe ich nochmals die aus meiner Sicht wichtigsten Argumente für die Heilsbedeutung der Taufe angeführt bzw. kritische Gegenfragen gestellt.

Für mich persönlich ist die Tauffrage (Was bedeutet die Taufe bzw. ist die Taufe heilsnotwendig?) eine sehr wichtige und grundlegende Frage. Denn einerseits wird man nach meiner Ansicht erst durch die Taufe wirklich mit Jesus vereint und damit Christ (vgl. Röm 6) und andererseits haben unterschiedliche Lehrmeinungen zu wichtigen theologischen Fragen schon immer zu Kirchenspaltungen geführt (was natürlich das Einheitsgebot verletzt, vgl. Joh 17,20ff).

Natürlich ist die Taufe erst der Beginn des christlichen Lebens und ohne Glauben ist man (auch mit Taufe) geistlich tot. Aber ohne diese (einmalige) geistliche Wiedergeburt, kann man nach Jesu Worten eben nicht in das Reich Gottes gelangen (vgl. Joh 3,5).

Ich möchte an dieser Stelle jedoch nicht noch einmal das ganze Taufthema erörtern, denn das habe ich (zumindest bzgl. der Kindertaufe) bereits in folgenden Blogartikeln getan (in umgekehrt chronologischer Reihenfolge):

Ich habe übrigens vor, später noch ein E-Book zum Thema “Über die Sakramente und die Bibel“ herauszugeben, in dem die Bedeutung der Taufe aus katholischer Sicht nochmals allgemein erläutert wird.

Was mir aber bei den Diskussionen über die Taufe (oder auch anderen theologischen Themen) immer wieder auffällt ist, dass das Christentum von vielen protestantischen Gläubigen (und vor allem von Freikirchlern) praktisch als reine Buchreligion angesehen wird. Die Bibel ist allein der Maßstab des Glaubens und die historische Entwicklung bzw. Entfaltung des christlichen Glaubens im kirchlichen Leben spielt für sie kaum eine Rolle.

Katholiken halten zwar die Heilige Schrift auch in besonderen Ehren, sie ist jedoch für sie nur eine von zwei “Quellen” der einen göttlichen Offenbarung. Neben der Bibel als unfehlbares Gottes Wort gilt in der kath. Kirche auch die apostolische Überlieferung als maßgeblich für den Glauben. D.h. es spielt bei Katholiken eine eher untergeordnete Rolle, ob eine göttliche Wahrheit schriftlich durch die Bibel überliefert wurde oder mündlich, sofern der apostolische Ursprung sicher ist (d.h., dass sich die Lehre auf die Apostel zurückführen lässt). Das macht m.E. schon deshalb Sinn, da es anfänglich ja noch gar kein schriftliches Neues Testament gab. Denn damals wurde die christliche Lehre hauptsächlich mündlich weitergegeben. Zuerst durch die Apostel und ihre Mitarbeiter, dann durch die Nachfolger der Apostel, den Ältesten bzw. den Bischöfen.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass auch die nicht-katholischen Christen mehr Wert darauf legen würden, zu prüfen, ob eine Lehre apostolisch bzw. “katholisch” ist gemäß der Definition von Katholizität von Vinzenz von Lérins:

„Darüber hinaus müssen wir in der katholischen Kirche selbst alle mögliche Sorgfalt anwenden, dass wir uns an den Glauben halten, der überall, immer, von allen geglaubt wurde.“ (Quelle: Wikipedia)

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Ein herausforderndes Gebet von Thomas von Aquin

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Jeder von Gott geliebter Mensch muss leiden!

  1. Nachtrag:
    Mittlerweile hat sich die Taufdiskussion auf Bentos Blog zu einer Diskussion über die römisch-katholische Kirche (RKK) gewandelt (siehe Kommentare ab hier).
    Dort können Interessierte die Pros und Cons bzgl. der Frage nachlesen, ob die RKK schon sehr früh vom “wahren” Glauben abgeirrt ist (Geiers Meinung) und jetzt mehr oder weniger die “Hure Babylon” darstellt oder diese anti-katholische Kritik haltlos ist (d.h. historisch unbelegt) und eher einer anti-katholischen “Propaganda” entspringt (meine Meinung) …

  2. Hi Stef – im Prinzip stimme ich Dir zu, dass Protestanten sehr viel mehr Wert auf die Bibel legen und weniger Wert auf Überlieferungen. Im Gegenzug dazu, muss man aber ganz klar sagen, dass katholische Gläubige leider viel zu wenig Wert auf die Bibel legen!

    Das regt mich dermaßen auf! Das einzige was Katholiken machen ist (evtl.) regelmäßig in den Sonntags Gottesdienst gehen. Ansonsten lassen sie leider im Alltag Gott einen guten Mann sein – da kann ich mir (z.B. meinen Kollegen gegenüber) den Mund fusselig reden: die Bibel bleibt für die meisten Katholiken unwichtig – im Gegenteil, sie stehen ihr oftmals sogar skeptisch und mißtrauisch gegenüber.

    Das ist für mich momentan wieder eine harte Phase, wenn mein Pfarrer hier in der Kirche die Leute quasi schon bitte sich doch bitte bei den Exerzitien zum Alltag anzumelden, ansonsten müsse man absagen. Es ist einfach bitter, wenn bei 4000 Gemeindemitgliedern 10 alte Leute und ich in der Bibelstunde sitzen.

    Ganz ehrlich – da bin ich neidisch auf die Freikirchen! Und an diesem Punkt sind mir Bibelgläubige allemal lieber als Leute, die ein überliefertes Halbwissen haben (seien wir doch mal ehrlich – Du und Bee sind die einzigen mir bekannten Katholiken, die sich super gut mit diesen Überlieferungen auskennen).

    Ich persönlich habe schon “schiss” was passiert, wenn unser Pfarrer hier eines Tages mal nicht mehr da ist…

  3. Seufz. Sorry Stef, wenn das jetzt negativ geklungen hat – momentan bin ich nur mit mir selbst und meiner Gemeinde unzufrieden :). Sollte mich vll einfach wieder etwas mehr auf Jesu Kraft verlassen anstatt auf meine!

    Nicht falsch verstehen …

  4. Bruno Jacobs

    Hallo,

    Ich bin zwar voll und ganz mit dem Prinzip der Kindertaufe einverstanden, hätten aber dennoch eine etwas störende Frage :
    Was ist wenn Eltern, die ihr Kind taufen lassen wollen, den Glauben der Kirche nicht in seiner Fülle annehmen, oder wenn ihr Lebensstil dem Glauben widerspricht ? Dies ist nämlich der Fall für die meisten Eltern in unserer Gesellschaft. Der Grund warum sie dennoch ihr Kind taufen lassen wollen ist meistens nicht eine Frage des Galubens. Hier spielen verschiedene Factorern mit : Angst vor dem was einem ungetauften Kind geschehen könnte, Tradition und das Verlangen nach einem Ritus nach der Geburt des Kindes, usw.

    Eure Meinung ?

    Mit freundlichen Grüssen,

    Bruno Jacobs

    • Hi Bruno,
      es stimmt leider, dass es sehr viele Eltern gibt, die ihre Kinder nicht aus echtem Glauben heraus taufen lassen, sondern z.B. lediglich aus gesellschaftlichen Gründen (“das gehört sich eben so”).
      Dennoch bleibt es eine Tatsache, dass auch Kinder ungläubiger Eltern durch die Taufe gerettet werden. Denn der Handelnde in der Taufe ist Gott selbst (bzw. der Hl. Geist). Von dem her sollte man die Taufe m.E. auch in problematischen Fällen m.E. nicht verweigern.
      Das Problem ist nur, dass diese Kinder ohne christliche Erziehung (d.h. ohne Entwicklung eines eigenen Glaubens) wieder verloren gehen können. Schließlich zählt am Schluss, wie man am Ende seines irdischen Lebens vor Gott steht.
      Deshalb sollte man versuchen sicherzustellen, dass das zu taufende Kind eine echte Chance auf eine christliche (Glaubens-) Erziehung erhält. Das wird m.E. aber in den Taufgesprächen nicht ausreichend (verbindlich!) thematisiert. Schließlich hat jedes getaufte Kind auch nach dem kath. Kirchenrecht (Can. 217) das Recht auf eine christliche Erziehung. Wenn dies die Eltern nicht zusichern (wollen bzw. können) bzw. sich auch sonst niemand dafür findet (Paten, Pfarrei etc.), dann wird es schwierig. Ich denke aber, dass mit einem bisschen guten Willen immer eine befriedigende Lösung gefunden werden kann. Und da ist m.E. vor allem der Pfarrer zusammen mit der Pfarrgemeinde gefragt und gefordert.

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