Im Vater Unser (siehe z B. Mt 6,7-15) beten wir Christen zu Gott “Dein Wille geschehe”. Aber was ist damit gemeint? Was ist der Wille Gottes? Das erklärt der  Bischof von Karthago und Märtyrer Cyprian (um 200-258) sehr schön in der Schrift “Das Herrengebet” (14-15):

Es geht nicht darum, dass Gott tut, was er will, sondern darum, dass wir tun können, was er will. Wer kann Gott daran hindern zu tun, was er will? Uns aber behindert der Dämon und verwehrt es uns, in allem, nach innen wie nach außen dem Willen Gottes zu gehorchen. Deshalb bitten wir, dass sein Wille sich in uns erfülle. Damit er sich erfüllt, brauchen wir Gottes Hilfe. Niemand ist aus eigener Kraft stark, seine Stärke liegt vielmehr in der Güte und der Barmherzigkeit Gottes […]
Der Wille Gottes ist das, was Christus getan und gelehrt hat: Demut im Verhalten, Festigkeit im Glauben, Bescheidenheit im Reden, Gerechtigkeit im Tun, Barmherzigkeit in den Werken, Disziplin im Lebenswandel. Der Wille Gottes besteht darin, niemandem Unrecht zu tun, den zu unterstützen, der uns braucht, mit unseren Brüdern in Frieden zu leben, Gott aus ganzem Herzen zu lieben; ihn zu lieben, weil er Vater ist, und ihn fürchten, weil er Gott ist. Nichts dem Vorzug geben vor Christus, weil er uns ja allem vorgezogen hat; unverbrüchlich an seiner Liebe festhalten, uns mutig und voll Vertrauen unter das Kreuz stellen. Geht es darum, für seinen Namen oder seine Ehre zu kämpfen, dann geduldig reden; in schwierigen Lagen Zuversicht beweisen, um im Kampf standzuhalten; den Tod geduldig ertragen, um den Siegeskranz zu erringen. Das alles bedeutet Miterbe Christi sein zu wollen, das Gebot Gottes zu erfüllen, den Willen Gottes zu tun. (aus “Evangelium Tag für Tag“)