Wie soll man damit umgehen, wenn man von jemanden verletzt oder enttäuscht wird? Immer wieder. Und es ändert sich nichts. Muss man da als Christ dennoch immer wieder nachgeben und vergeben?

Jesus sagt dazu:

Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm.
Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. (Lk 17,3-4)

Das heißt, dass man sehr wohl erwarten darf und muss, dass sich der andere ändert. Man soll ihm vergeben, aber die echte Bereitschaft zur Veränderung muss da sein.

Dennoch ist und bleibt Vergebung oft schwer. Vor allem, wenn schon tiefe Wunden entstanden sind.

Hier hilft vielleicht, was Charles de Foucauld (1858-1916), Eremit und Missionar in der Sahara in einem Brief vom 15.07.1916 geschrieben hat:

Die Liebe besteht nicht darin, dass man Liebe fühlt, sondern dass man lieben will. Wenn man lieben will, liebt man; wenn man über alles lieben will, liebt man über alles. Sollte man einer Versuchung unterliegen, dann deshalb, weil die Liebe zu schwach ist, und nicht weil es sie nicht gäbe. Man muss weinen wie der hl. Petrus, bereuen wie der hl. Petrus […] aber dann auch dreimal sagen wie er: „Ich liebe dich, ich liebe dich, du weißt, dass ich dich, trotz meiner Schwachheit und meiner Sünden, liebe“ (vgl. Joh 21,15f.). Was nun die Liebe Jesu zu uns angeht, so hat er sie uns zur Genüge bewiesen, damit wir an sie glauben, ohne sie zu fühlen. Zu fühlen, dass wir ihn lieben und er uns – das wäre schon der Himmel: den Himmel gibt es – bis auf seltene Augenblicke als seltene Ausnahmen – hienieden nicht. Erzählen wir uns doch oft die Geschichte der Gnaden, die uns Gott seit unserer Geburt erwiesen hat, und die Geschichte unserer Treulosigkeiten. Dabei werden wir Grund genug finden […] uns fallen zu lassen in ein grenzenloses Vertrauen auf seine Liebe. Er liebt uns, weil er gut ist, nicht weil wir gut sind. Liebt nicht eine Mutter auch dann ihr Kind, wenn es vom rechten Weg abgekommen ist? Und wir werden Grund genug finden, einzutauchen in die Demut und in das Misstrauen uns gegenüber. Versuchen wir doch, uns ein wenig von unseren Sünden loszukaufen durch die Nächstenliebe, durch das Gute, das wir dem Nächsten tun. Die Liebe zum Nächsten, das Bemühen, anderen Gutes zu tun, ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, wenn Versuchungen auf uns zukommen: aus der bloßen Verteidigung gehen wir über zum Gegenangriff. (zitiert aus Evangelium Tag für Tag)