In unserer hektischen Welt, in der wir oft nach dem Spektakulären suchen, übersehen wir die Wunder, die uns täglich umgeben. Augustinus (354-430), der Bischof von Hippo und Kirchenlehrer, ruft uns auf, unsere Augen für das Göttliche in der Schöpfung zu öffnen. Viele staunen über Jesu Wunder – Brotvermehrung, Wasser zu Wein –, doch vergessen sie, dass die Natur selbst ein ständiges Zeugnis göttlichen Handelns ist.

Was wir als selbstverständlich hinnehmen – das Wachsen der Ernte, das Blühen der Reben –, ist nicht weniger wunderbar als die Wunder Christi. Doch oft schläft unser Geist und erkennt Gottes Gegenwart nicht. Augustinus lädt uns ein, tiefer zu blicken: Die sichtbare Schöpfung führt uns zum Unsichtbaren, zu Gott selbst. Denn in Christus, wahrem Gott und wahrem Mensch, vereinen sich sichtbare Zeichen und verborgene Wahrheit.

Lasst uns also innehalten, staunen und glauben – und aufhören, geistlich zu schlafen.

Bestaunt die Wunderwerke Gottes und hört auf zu schlafen! Bestaunt ihr denn nur außergewöhnliche Wunder? Aber sind diese denn größer als die Wunder, die sich täglich vor euren Augen abspielen? Die Leute staunen darüber, dass unser Herr Jesus Christus Tausende von Menschen mit fünf Broten satt gemacht hat (vgl. Mt 14,19f), sind aber nicht erstaunt, dass ein paar Getreidekörner ausreichen, um den Erdboden mit reicher Ernte zu bedecken. Sie sind von Bewunderung ergriffen, dass der Heiland Wasser in Wein verwandelte (vgl. Joh 2,19); geschieht nicht das Gleiche, wenn die Wurzeln des Weinstocks Regen aufnehmen? Der Urheber beider Wunder ist derselbe. […]

Der Herr vollbrachte Wunder, und doch haben ihn viele verachtet. […] Sie sagten sich: „Diese Werke sind göttlich, er aber ist nur ein Mensch.“ Du siehst also beides: einerseits göttliche Werke, andererseits einen Menschen. Wenn diese göttlichen Werke nur von Gott bewirkt werden können, muss sich dann nicht in diesem Menschen Gott verbergen? Ja, achte sorgfältig auf das, was du siehst, und glaube, was du nicht siehst. Er, der dich zum Glauben aufruft, hat dich nicht dir selbst überlassen; auch wenn er von dir verlangt, zu glauben, was du nicht sehen kannst, hat er deinen Augen doch etwas zu sehen gegeben, das dir hilft, zu glauben, was du nicht siehst. Ist die Schöpfung selbst etwa nur ein geringes Zeichen, eine geringe Offenbarung des Schöpfers? Und dann kommt er außerdem noch in die Welt und wirkt Wunder! Du konntest Gott nicht sehen, aber einen Menschen konntest du sehen: Also wurde Gott Mensch, damit das, was du siehst, und das, was du glaubst, eins werden.

Augustinus in  (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Predigt 126, 4-5 (ins Dt. übers. © evangelizo)
(Der einleitenden Text und das Bild wurden mithilfe einer KI erstellt, jedoch manuell überprüft und teilweise bearbeitet.)