Im heutigen Evangelium geht es u. a. darum die eigene Negativität zu überwinden. Eine oft riesige, aber dafür sehr heilsame Herausforderung!

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken?
Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. ( Mt 7,1-5)

Dazu schreibt der Hl. Dorotheos von Gaza (um 500), Mönch in Palästina:

Manche Leute verwandeln alles, was sie zu sich nahmen, in schlechte Laune, selbst wenn die Nahrung gesund ist. Schuld ist nicht das Nahrungsmittel; es ist die Einstellung der Leute, die die Speise verdirbt. Ebenso ist es mit unserer Seele: Wenn sie in schlechter Verfassung ist, dann  gereicht ihr alles zum Schaden. Sie macht selbst Nützliches zu Schädlichem. Wirft man ein paar Bitterkräuter in seinen Honigtopf – werden sie dann nicht dem ganzen Honig einen bitteren Geschmack verleihen und so den ganzen Topf ungenießbar machen? Genau das tun wir: Wenn wir den Nächsten aus unserer eigenen schlechten Verfassung heraus betrachten, geben wir zum Teil unsere eigene Verbitterung weiter und unterminieren so das Wohlergehen des Anderen.Andere wiederum sind von einer Gemütsart, die alles in eine gute Stimmung versetzt, sogar schlechtes Essen…Schweine haben eine sehr gute Konstitution. Sie fressen Schoten, Dattelkerne und Abfälle. Trotzdem verwandeln sie derlei Futter in saftiges Fleisch. Auch wir können, wenn wir gute Gewohnheiten und eine gute seelische Verfassung haben, aus allem Gewinn ziehen, sogar aus dem, was keineswegs gewinnbringend ist. Das Buch der Sprichwörter sagt klipp und klar: „Wessen Blick sanftmütig ist, wird Erbarmen finden“; aber an anderer Stelle: „Dem Toren läuft alles zuwider“.Ich habe gehört, dass ein Bruder, der einen anderen besuchte und dessen Zelle heruntergekommen und unaufgeräumt vorfand, bei sich selbst sagte: „Wie glücklich gestimmt muss doch dieser Bruder sein, dass er sich so vollkommen von allem Irdischen gelöst und seinen Geist ganz nach oben ausgerichtet hat, dass er sich nicht einmal mehr die Zeit nimmt, seine Zelle aufzuräumen!“ Wenn er dann zu einem anderen ging und dessen Zelle aufgeräumt, sauber und ordentlich vorfand, sagte er bei sich: „Die Zelle dieses Bruders ist so ordentlich wie seine Seele. Wie die Seele, so die Zelle!“ Niemals sagte er von jemandem: „Der da ist unordentlich“ oder „jener ist schlampig“. Dank seiner vorbildlichen Einstellung zog er aus allem Gewinn. Möge Gott in seiner Güte auch uns in einen guten Zustand versetzen, damit wir aus allem Nutzen ziehen können und nie schlecht von unserem Nächsten denken. Wenn unsere Bosheit uns zu Urteil und Argwohn verleiten möchte, dann lasst uns dies flugs in gutes Denken umwandeln. Denn das Schlechte am Nächsten nicht wahrzunehmen, bringt mit Gottes Hilfe die Güte hervor. (Brief I, zitiert aus Evangelium Tag für Tag)