Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, schreibt über das Fasten in “Asketische Reden, 1. Serie, Nr. 85”:

Wie das Verlangen nach Licht dem gesunden Auge eigen ist, so folgt das Verlangen nach dem Gebet auf das mit Unterscheidung geübte Fasten. Wenn ein Mensch zu fasten beginnt, dann wünscht er sich, mit Gott verkehren zu können in den Gedanken seines Geistes. Tatsächlich vermag der Körper, der fastet, nicht die ganze Nacht auf seinem Bett zu schlafen. Wenn das Fasten den Mund des Menschen versiegelt hat, verbringt er seine Zeit voller Zerknirschung in Betrachtung, sein Herz betet, sein Antlitz ist ernst, schlechte Gedanken verlassen ihn. Er ist den Gelüsten und unnützen Gesprächen Feind. Niemals hat man einen Menschen gesehen, der mit Bedacht fastet und dem schlechten Begehren ausgeliefert ist. Das bedächtige Fasten ist eine weitläufige Wohnung, in der alles Gute untergebracht ist… Denn das Fasten ist ein Gebot, das von Anfang an unserer Natur gegeben worden ist, um sie davor zu bewahren, von der Frucht des Baumes zu essen (vgl. Gen 2,17). Von dort her nämlich kommt alles das, was uns täuschen will […] Von dort her hat auch der Erlöser [sein Werk] begonnen, als er sich der Welt im Jordan zu erkennen gab. Denn nach der Taufe hat ihn der Geist in die Wüste geführt, wo er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hat (Mt4,1-11). Alle, die aufgebrochen sind, um ihm zu folgen, machen es seither genauso: auf dieses Fundament bauen sie die Grundmauern ihres Kampfes auf, denn diese Waffe wurde von Gott geschmiedet […] Und wenn nun der Teufel diese Waffe in der Hand eines Menschen sieht, befällt diesen Widersacher und Tyrann die Furcht. Sofort denkt er an die Niederlage, die ihm der Erlöser in der Wüste beigebracht hat. Er erinnert sich daran und seine Macht ist gebrochen. Er verzehrt sich, sobald er die Waffe sieht, die uns der übergeben hat, der uns im Kampf anführt. Welche Waffe ist stärker und belebt besser das Herz im Kampf gegen die Geister des Bösen? (aus: Evangelium Tag für Tag)