Hieronymus (347-420), Priester, Bibelübersetzer und Kirchenlehrer schreibt in einem Brief über den großen Schatz der Nachfolge Jesu und erklärt, wie ein (vollkommener) Christ leben sollte:

Wir haben mehr empfangen als wir gegeben haben; wir trennen uns von kleinen Dingen und finden gewaltige Reichtümer. Christus vergilt hundertfach, was man für Ihn tut: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen […] und komm, folge mir nach!“ „Wenn du vollkommen sein willst“ – wenn es um Großes geht, haben wir immer freie Wahl. So macht der Apostel Paulus aus der Jungfräulichkeit auch kein Gebot (1 Kor 7), denn Jesus hat gesagt: Sie ist ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes. Wer das erfassen kann, der erfasse es (vgl. Mt 19,12). „Wenn du vollkommen sein willst“: es wird einem nicht aufgedrängt, die Freiwilligkeit des Opfers erhöht ja seinen Wert. Und doch, um vollkommen zu werden, reicht es nicht einfach, nur den Reichtum zu verachten und sein Hab und Gut herzugeben, sich von allem zu befreien, was man in einem Augenblick verlieren und erwerben kann – das haben ja die Philosophen schon gemacht; von einem Christen ist mehr gefordert. Es reicht nicht, sich von den irdischen Gütern zu trennen; man muss Christus nachfolgen. Aber was heißt das: Nachfolge Christi? Es heißt, jedweder Sünde zu entsagen und sich an alles zu halten, was tugendhaft ist. Christus ist die ewige Weisheit, der Schatz, den man in einem Acker findet (Mt 13,44), im Acker der Hl. Schrift. Er ist die wertvolle Perle, um derentwillen man viele andere verkaufen muss (Mt 13,46). Christus ist auch Heiligkeit, die Heiligkeit, ohne die niemand das Antlitz Gottes sehen wird. Christus ist unsere Erlösung, unser Erlöser. Er hat sich als Lösegeld hingegeben für alle (1 Tim 2,6). Christus ist alles: wer um seinetwillen alles verlässt, wird in Ihm alles finden. Er wird sagen können: „Der HERR ist mein Erbanteil“ (Ps 16(15),5). […] Gib nicht nur dein Geld, wenn du Jesus Christus nachfolgen willst. Gib Ihm dich selbst; mach es wie Jesus, denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mk 10,45). (zitiert aus Evangelium Tag für Tag)