Dirk hat mir ein Blogstöckchen zugeworfen mit der Frage wie ich mit Kritik umgehe (siehe sein Beitrag Kritik II).

Tja, so ganz allgemein kann ich da keine Antwort geben. Das hängt von einer Menge verschiedener Faktoren/Fragen ab:

  1. Auf welches Thema/Sache bezieht sich die Kritik  (z.B. meine Fähigkeiten, mein Glaube, mein Charakter, mein Aussehen…) ?
  2. Ist die Kritik konstruktiv oder “vernichtend” (kann ich daraus etwas lernen oder ist sie lediglich beleidigend)?
  3. In welcher emotionalen Verfassung bin ich gerade (in einem Hoch voller Selbstbewusstsein oder gerade empfindlich und leicht verletzbar)?
  4. Kann ich “über der Sache stehen”, da die Kritik entweder nicht persönlich gemeint war oder ich “meiner Sache sehr sicher bin”?
  5. Ganz ähnlich: Trifft die Kritik einen meiner wunden Punkte oder eher Dinge, bei denen ich meijne Stärken habe bzw. mir meiner Fehler sowieso bewusst bin?
  6. Von wem kommt die Kritik (von meiner Frau, einem lieben Freund, vom Chef oder von jemand, der mich offensichtlich nicht mag)?
  7. etc. pp

Dazu kommt noch die Sache wie ich auf Kritik reagieren WILL und wie ich dann auf Kritik TATSÄCHLICH reagiere (Soll/Ist).

Grundsätzlich bin ich vom Typ eher jemand, der keine Fehler haben bzw. machen will (ein Perfektionist), weil … er sich dafür schämt(!). Das erklärt übrigens zum Teil meine sehr guten schulischen Leistungen…

Mit der Zeit habe ich aber mehr und mehr gelernt (gezwungenermaßen, da ich sonst mein Leben nicht mehr hätte “meistern” können), lockerer mit eigenen Fehlern und auch Kritik umzugehen (auch wenn mir persönliche Kritik heute immer noch oft ziemlich unangenehm ist).

Ich habe mir früher unheimlich viele Gedanken gemacht, was der bzw. die anderen über mich denken. Das hat mich natürlich enorm belastet und auch gehemmt. Ich bewunderte damals die Leute, die so selbstbewusst waren (oder zumindest schienen), dass sie sich offensichtlich kaum was aus der Meinung anderer machten. Das waren aber teilweise auch ziemlich oberflächliche und unsensible Typen (so wollte ich natürlich auch nicht sein). Der Mittelweg wäre eben gut.

Ich habe übrigens festgestellt, dass ein gesundes Selbstbewusstsein sehr hilfreich ist, um nicht nur sich selbst, sondern auch andere besser lieben zu können. Zudem kann man mit einem gesunden Selbstbewusstsein mit Kritik besser (d.h. sachlicher) umgehen. Von dem her ist das eigene Selbstbewusstsein sehr wichtig (natürlich sollte dies nicht darin begründet sein, dass man sich selbst für so toll hält, sondern vor allem, darin, dass man sich von Gott geliebt und geschätzt weiß). 

Wenn ich auf Kritik vorbereitet bin (d.h. wenn ich Kritik erwarte), fällt es mir i.d.R. leichter, diese dann auch anzunehmen (und nicht irgendwie abzuwehren).

Im Beruflichen freue ich mich übrigens oft über (konstruktive) Kritik, da ich dadurch besser werden kann. “Selbst” in Glaubensfragen bin ich über Hinweise auf Fehler in meiner Denk- (bzw. Handlungsweise) (i.d.R.) dankbar.

Bzgl. Kritik an Predigten (ich habe früher auch ab und an kleinere “Predigten” gehalten) ist es denke ich hilfreich, wenn man sich “einfach” nur als Diener Gottes versteht (und Gott weiß ja genau, was wir können und was nicht). Solange man versucht bewusst Gott (und nicht seinem eigenen Ego oder seinem Ansehen) zu dienen, dann kann man m.E. Kritik besser handhaben. Denn schließlich braucht man ja auch (konstruktive) Kritik, um Gott (und damit auch den Menschen) besser dienen zu können. Wer ist schon perfekt?

Kurzum, wie ich mit Kritik umgehe (bzw. umgehen will) hängt von sehr vielen Aspekten ab. Manchmal schaffe ich es, dass ich genau so auf Kritik reagiere wie ich das selbst gut finde. Manchmal aber auch nicht. Aber um weiter zu können (geistlich wie auch menschlich) muss man irgendwie lernen, mit Kritik zu leben (und von ihr zu profitieren!). Zumindest kann man ja in jedem Fall an der eigenen Demut arbeiten. Und das ist ja immer gut, gell?