Geht es dir nicht auch manchmal so, dass du total unzufrieden und frustriert bist, weil die Dinge in deinem Leben nicht so laufen wie du dir das wünschst oder vorgestellt hast?

Und dann denkst du vielleicht, ich glaube doch an Gott, an einen guten Gott, der mir doch helfen müsste. Warum erhört er meine Gebete denn nicht? Mag er mich doch nicht? Will er mich vielleicht einfach nur für etwas strafen?

Der Mönch Johannes Klimakos, der ca. zwischen 575 – 650 auf dem Berg Sinai lebte, hat dazu sehr interessante und erhellende Gedanken zum biblischen Buch Kohelet (Prediger) verfasst:

Wenn es, wie der Prediger [Kohelet] sagt, „für jedes Geschehen unter dem Himmel eine bestimmte Zeit gibt“ (vgl. Koh 3,1) und mit „jedes Geschehen“ auch alles gemeint ist, was unsere heilige Lebensweise betrifft, dann lasst uns bitte gut darauf achtgeben, in jedem Augenblick nach dem zu trachten, was dieser Zeit angemessen ist.

Denn sicherlich gibt es bei denen, die sich im geistlichen Kampfe mühen, eine Zeit der Unerschütterlichkeit und eine Zeit, da die Leidenschaften vorherrschen […]; es gibt eine Zeit der [Reue-] Tränen und eine Zeit der Herzenshärte, eine Zeit des Gehorchens und eine Zeit des Gebietens, eine Zeit des Fastens und eine Zeit der Nahrungsaufnahme, eine Zeit des Kampfes gegen das Fleisch, unseren Feind, und eine Zeit, da das Feuer erloschen ist; es gibt eine Zeit des Sturmes für die Seele und eine Zeit der Ruhe des Geistes, eine Zeit der Betrübtheit des Herzens und eine Zeit geistlicher Freude, eine Zeit des Lehrens und eine Zeit des Zuhörens, eine Zeit der Befleckungen – vielleicht aufgrund unseres Stolzes – und eine Zeit der Reinigung durch Demut, eine Zeit des Kampfes und eine Zeit der Waffenruhe, fern der Gefahr; eine Zeit der Hesychia* und eine Zeit, sich konzentriert der Tätigkeit hinzugeben, eine Zeit des unablässigen Gebetes und eine Zeit aufrichtigen Dienens.

Wir wollen also nicht, durch stolzen Eifer verleitet und angetrieben, vor der Zeit das suchen, was zu seiner Zeit kommen wird. Das heißt, lasst uns nicht im Winter suchen, was im Sommer kommen soll, oder zur Zeit der Aussaat, was zur Zeit der Ernte kommen soll; denn es gibt eine Zeit, Mühen zu säen, und eine Zeit, unaussprechliche Gnadengaben zu ernten. Andernfalls werden wir selbst dann, wenn die Zeit gekommen ist, nicht das erhalten, was für diese Zeit angemessen wäre.

*) Hésychia: tiefer Herzensfriede und völlige Ruhe der Seele durch die Übung des Jesus-Gebetes.

Klimax oder Die Himmelsleiter, 26. Kapitel, 59 (L’Échelle sainte, Coll. SO n° 24, éd. Bellefontaine 1978, p. 246; ins Dt. trad. © Evangelizo)