In Mk 5,21-43 wird von einer Frau berichtet, die schon 12 Jahre krank war und ihr kein Arzt helfen konnte. Dennoch glaubte sie fest, dass Jesus sie heilen könne.

Geht es einigen von uns nicht genauso, dass sie schon sehr lange Zeit krank sind und sie alles getan haben, um gesund zu werden und dennoch nichts half. Haben wir noch den grundsätzlichen Glauben, dass Jesus uns heilen kann und wird, auch nach einer so langen Zeit?

Jean-Baptiste Marie Vianney (1786-1859), Pfarrer von Ars, schreibt dazu:

Wir müssen voll Vertrauen und mit der festen Hoffnung beten, dass der liebe Gott uns das, worum wir ihn bitten, gewähren kann und auch will, wenn wir in der rechten Weise bitten. Wann immer Jesus Christus verspricht, dass wir durch das Gebet alles erhalten werden, stellt er diese Bedingung: „mit Glauben“. Wenn jemand ihn um Heilung oder um etwas anderes bat, unterließ er es nie, zu sagen: „Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen“ (Mt 9,29). Außerdem, meine Brüder, wer sollte uns denn zum Zweifeln bringen können, da sich doch unser Vertrauen auf die Allmacht Gottes stützt, die unendlich ist, und auf seine Barmherzigkeit, die grenzenlos ist, und auf die unendlichen Verdienste Jesu Christi, in dessen Namen wir beten. Wenn wir im Namen Jesu Christi beten, sind nicht wir es, die bitten, sondern Jesus Christus selbst bittet seinen Vater für uns.

Das Evangelium gibt uns in der Person der Frau, die an Blutungen litt, ein schönes Beispiel für den Glauben, den wir haben sollten, wenn wir beten. Sie sagte sich: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt“ (Mt 9,21). Ihr seht, wie fest sie daran glaubte, dass Jesus Christus sie heilen kann; sie erwartete mit großer Zuversicht diese Heilung, die sie so sehnlichst wünschte. Und tatsächlich, als der Heiland nahe an ihr vorbeiging, warf sie sich Jesus Christus zu Füßen, berührte sein Gewand und war sogleich geheilt. Als Jesus Christus ihren Glauben sah, schaute er sie voll Güte an und sagte: „Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen“ (Mt 9,22). Ja, meine Brüder, solchem Glauben und Vertrauen ist alles verheißen.

Predigt zum fünften Sonntag nach Ostern (Sermons de Saint Jean Baptiste Marie Vianney, t. 2, Éd. Ste Jeanne d’Arc 1982, p. 71–72; ins Dt. übers. © Evangelizo)