Das Leben ist nicht immer einfach. Auch als Christ nicht. Bei großen Herausforderungen stehen wir in Gefahr aufzugeben und den Glauben zu verlieren.

Hier können wir von Katharina von Siena (1347-1380), Dominikanertertiarin und Kirchenlehrerin, lernen:

Wir müssen uns selbst entäußern, uns mit dem gekreuzigten Jesus bekleiden, in das Boot des heiligen Glaubens steigen und furchtlos auf dem stürmischen Meer der Welt segeln. Denn wer in diesem Boot sitzt, darf keine sklavische Furcht haben; sein Boot ist ja mit allem ausgestattet, was die Seele nur begehren kann. Wenn die Gegenwinde uns angreifen und uns daran hindern, unsere Wünsche auf der Stelle zu erfüllen, sollten wir uns deswegen nicht beunruhigen, sondern lebendigen Glauben haben. Denn wir haben genug, wovon wir uns ernähren können, und das Boot ist so stark, dass die auch die schrecklichsten Stürme, wenn sie es auf die Klippen treiben, es niemals zerschmettern können.

Es ist wahr, dass das Boot häufig von den Wellen des Meeres bedeckt sein wird, aber nicht, damit wir den Mut verlieren, sondern damit wir uns selbst besser kennenlernen und deutlicher die Ruhe vom Sturm unterscheiden können. In Zeiten der Ruhe dürfen wir uns nicht in allzu großer Sicherheit wiegen, sondern müssen mit heiliger Furcht zu demütigen und beständigen Gebeten Zuflucht nehmen und mit brennendem Verlangen die Ehre Gottes und das Heil der Seelen in diesem Boot des Kreuzes suchen. Damit wir darin nicht nachlässig werden, erlaubt Gott den Dämonen, dem Fleisch und der Welt, uns zu verfolgen und uns mit ihren tosenden Fluten zu bedecken.

Wenn die Seele, die sich in diesem Boot befindet, nicht irgendwo am Rand stehenbleibt, sondern sich in die Mitte des Bootes begibt, das heißt in den Abgrund der glühenden Liebe des gekreuzigten Jesus, wird sie keinen Schaden erleiden, sondern im Gegenteil: Sie wird stärker werden, immer tapferer die Schmerzen, Anstrengungen und ungerechten Vorwürfe der Welt ertragen, weil sie die Hilfe der göttlichen Vorsehung erfahren und gespürt hat. Legt also die Eigenliebe ab und bekleidet euch mit der Lehre des gekreuzigten Jesus! Ich beschwöre euch: Ich will, dass ihr in das Boot des heiligsten Kreuzes einsteigt und im Licht eines lebendigen Glaubens dieses stürmische Meer überquert.

Brief 140 an Fr. R. de Capoue, 94 (Téqui 1976, tome 1, p. 879–880; ins Dt. übers. © Evangelizo)